Hoit do is a Spoit

Hoit do is  a Spoit
Klaus Eckel über vier Gallier, die in ihm wohnen.

In mir wohnen vier Gallier. Der eine heißt Zerstreufix. Zerstreufix wirft in der Früh am Computer einen Blick auf das aktuelle Bergwetter am Ötscher, klickt daneben auf eine Werbung für Eishockeyschuhe und landet auf einem Internetblog für burgenländische Auswanderer nach Kanada. Binnen zwei Stunden Surfen weiß Zerstreufix über alles Bescheid, außer über das Wetter am Ötscher. Zerstreufix beneidet wirklich jeden Goldfisch um seine Aufmerksamkeitsspanne.

Einer seiner Seelenverwandten ist Entspannix. Entspannix taumelt den ganzen Tag von Erregung zu Erregung. Mein größter Fehler war, dass ich Entspannix vor drei Jahren einen Social-Media-Account geschenkt habe. „Die Frisur vom Minister – Skandal!, ORF-Moderator benebelt – Skandal!, Christkind nicht geboostert – Skandal!“. Die Dauerschnappatmung von Entspannix macht mich auch ohne Pandemie zur Risikogruppe.

Die unheilige Dreifaltigkeit wird ergänzt durch Verzeihnix. Er sucht im Leben nichts, außer Schuldige. Seit meiner Geburt haben es bereits 9.234 Verdächtige auf diese Liste geschafft. Eltern, Lehrer, Kurzparkwächter, Fledermäuse. Nur gegenüber der eigenen Vernunft gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung.

Dann wäre noch Besonnfix. Der alte, weise Mann in mir. Besonnfix predigt unentwegt Impulskontrolle und Gelassenheit. Leider tendiert er aufgrund seines Stammplatzes auf der innerparlamentarischen Oppositionsbank mittlerweile zum Alkoholismus. Eines beweist mir jedoch diese Mehrstimmigkeit. Für eine Spaltung braucht es keine Gesellschaft. Nicht einmal einen Zweiten. Und wie man gesellschaftliche Zwistigkeiten löst, haben uns die gezeichneten Gallier in sämtlichen Heften vorexerziert. Man trifft sich einfach regelmäßig im Freien, mit Abstand und fix zugewiesenen Sitzplätzen zum gemeinsamen Wildschweinessen.

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