Hinschauen, wo’s wehtut

Der Nikolaus bringt Äpfel und Nüsse. Der Papst bringt Hoffnung und die Forderung nach einem Neubeginn in der Migrationspolitik.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Heute kommt der Nikolaus. Er bringt den Kindern hoffentlich Säcke voll Freude in dieser freudlosen Zeit. In Kara Tepe kam gestern der Papst. Er brachte den Kindern Sätze voll Hoffnung in deren hoffnungslosen Alltag.

Er brachte auch Geschenke mit ins Flüchtlingscamp, so wie einst der Heilige Nikolaus der Legende nach sein Vermögen mit jenen teilte, die es am bittersten nötig hatten. Der Papst brachte aber auch Forderungen - nach einem beherzten, entschlossenen Neubeginn in der Migrationspolitik und nach der Bekämpfung von Fluchtursachen.

Damit ließ der 84-jährige Pontifex all jene alt aussehen, die sich mit ihren "Hilfe-vor-Ort"-Versprechen immer wieder abputzen. Denn echte Hilfe vor Ort müsste - schon viel früher - dort ankommen, wo die Menschen herkommen.

Papst Franziskus ist mit seinem Blick dorthin, wo’s wehtut, und dem gelebten Vorbild für seine Forderung, jeder solle das leisten, was er könne, viel mehr Realpolitiker, als jene, die aus taktischem Kalkül blind auf einer "harten Linie“ beharren.  Er ist damit viel mehr Mensch, als jene, die lieber den gut geölten rechten Bizeps spielen lassen, als den Herzmuskel.

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