Himmelfahrt

Muss einer erst in den Himmel auffahren, damit ihm Respekt gilt? Ein Plädoyer für mehr Wertschätzung zu Lebzeit
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Vielleicht ist es eine seltsame Frage: Wieso eint erst der Tod die Menschen und nicht schon das Leben? Aber die Frage passt zu Christi Himmelfahrt. Und sie passt dazu, dass sich am Mittwoch Tausende, trotz heftigen Regens, von Niki Lauda verabschiedet haben, einem Mann, der so oft polarisierte und zu Lebzeiten viel Kritik einsteckte.

Wieso richten wir erst beim Trauern den Fokus  auf die Qualitäten eines Menschen, während davor nach Kräften kritisiert wird? Wie wäre eine Welt, in der jeder die Stärken des anderen erkennt und würdigt? Wie wäre eine Politik, in der jeder die Stärken des anderen ...? – Ok, das ginge dann doch zu weit.

Aber wenn sich jeder auf die guten Seiten seines Gegenübers konzentriert, haben wir den Himmel auf Erden, schon lang vor der Himmelfahrt. Und wenn sich neben der Abschiedsformel „Ruhe in Frieden!“ die Begrüßung „Lebe in Frieden!“ durchsetzt, ist bereits bei der Geburt ein Fundament an Zuversicht gelegt. Dann muss der Himmel nicht warten, bis wieder einer rauffährt.

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