Hasenbaby und Schneckibär

"ÜberLeben": Als ich Mostviertlerisch statt Volleyball lernte.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Beim Beachvolleyballspielen sagte ich kürzlich  zu meiner Mitspielerin „Hasenbaby“. Noch während mir das Wort entfuhr, war mir klar, dass das eine unmögliche Anrede war, arrogant, patriarchal, sexistisch, ja, dass mich nur noch Millimeter davon trennten, ein untragbarer MeToo-Unhold zu sein. Ich entschuldigte mich bei der Mitspielerin sofort in aller Form, aber sie lachte nur und sagte in breitem Mostviertlerisch: „Is scho guat, Schneckibär.“

(Die lustige Mitspielerin wollte mir in weiterer Folge Volleyballspielen beibringen, was nur ein Teilerfolg wurde, aber immerhin lernte ich dabei die schöne Formulierung „Und dann bist munter worden, das Bett war nass, und das Nachtkastl war schwanger“.)

Mein Vater ist ein Charmeur sogenannter alter Schule, er hält Türen auf und hilft in Mäntel und sagt „Darf ich behilflich sein?“. Unlängst waren wir in einem Baumarkt. Für mich ist das ein Kurzurlaub in der Hölle, es stinkt nach Maschinenöl und Testosteron, und überall warten chromblitzende Gerätschaften, unter denen rätselhafte Aufschriften wie „Dreifach verflanscht“ stehen, darauf, mir auf die Zehen zu fallen.

Mein Vater dagegen blüht in Baumärkten auf. Er kann dort den Technik-Profi spielen, und die Verkäufer sind meistens höflich genug, ihm diese Illusion nicht zu rauben. Diesmal ging es um Montage-Techniken für Jalousien, und mein Vater suchte einen Verkäufer zum Zweck eines Fach-Dialogs. Er fand: Ein etwa 18-jähriges Mädchen mit türkis-rosa-grünen Haaren (eine Koalitionsansage?) und  Nasenringen, das gelangweilt Kaugummi kaute. Und mein Vater, ich schwöre, ich schwindle nicht, sagte zu dem Mädchen: „Küss die Hand, gnädige Frau, darf ich Ihnen eine Frage stellen?“

Und, ebenfalls kein Witz: das Mädchen begann zu strahlen wie ein Atomkraftwerk und antwortete „Na Sie san oba a Liaber!“
Ich zog meinen Vater weg, bevor die beiden beginnen konnten, einander Hasenbaby und/oder Schneckibär zu nennen.

 

Die KURIER-Kolumnisten Guido Tartarotti und Birgit Braunrath präsentieren ihr Kabarettprogramm "Glücklich geschieden" am 21. Oktober in der Kulisse Wien.

Kommentare