Handke: Hass und Huldigung

Wann war die Geburtsstunde jenes Helden der Serben, der dem Dichterfürsten den Rang ablief?
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die Auseinandersetzung rund um die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke geht weit über die Auseinandersetzung mit Literatur hinaus. Handkes Ringen um das, was er Gerechtigkeit nennt, führte zu einer Polarisierung zwischen Hass und Huldigung. Beobachter wollen gar ein „Aufreißen alter Kriegswunden auf dem Balkan" erkennen.

Aber ab wann wurde aus dem unumstrittenen Dichter der umstrittene Held der Serben? Es war 1996, beginnend mit dem Essay „Gerechtigkeit für Serbien“. Es war genau das Jahr zwischen Entstehung und Uraufführung von „Zurüstungen für die Unsterblichkeit“, Handkes sogenanntem Königsdrama, das den Versuch darstellen sollte, „zu einer neuen, gewaltlosen Gesellschaft zu kommen" (so sein Verleger).

Liest man, wie die Mutter des Helden am Beginn des Stücks dessen Geburt beschreibt, wird einem kalt: „Sein Schrei dann hat alle Umstehenden erschreckt (...) Es war ein Gebrüll ohne einen Ton des Weinens darin, ein Brüllen der Wut oder des Unwillens, nein, der Empörung. Und zugleich hat er schon versucht, sich wegzudrehen, von den andern, vom Licht, von mir. Wie bestaunt hat ihn dafür aber die Umwelt. Wie besonders fand ihn gleich jeder.“

Wie einander die Geburtsstunden von Helden doch ähneln.

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