Grüße aus dem Sündenpfuhl
Wir Wienerinnen und Wiener sind bekanntlich undisziplinierte Langschläfer und Schulschwänzer.
Das ist nichts Neues, wir waren immer schon der Sündenpfuhl der Republik. Nun hat der Antiurbanismus einen neuen Schlager: Die Wiener sind alle miteinander Virenschleudern.
Doch es gibt auch im Wiener Sündenpfuhl einige wenige virenfreie, disziplinierte Frühaufsteher. Wer gerne zeitig den Tag begrüßt, etwa mit einem Spaziergang, hat in den vergangenen Wochen möglicherweise besonders viele Hunde getroffen. Tierärzte haben ja gleich zu Beginn der C-Wochen Alarm geschlagen: Die Menschen gehen zu viel Gassi – die Hunde sind überfordert. Ich darf hinzufügen: Die Nicht-Hundebesitzer auch. Was sich in manchen Ecken der Stadt an Vierbeiner-Partys abspielt, gerne vor allem neben der Hundezone, erfordert wirklich sehr viel Tierliebe. Am Roten Berg (für Nicht-Ortskundige: Ein Hügel in Hietzing) herrscht zwischen sieben und acht ein derartiges Hundegedränge, da kommst du als Zweibeiner kaum durch. Ich weiß eh, wollen alle nur spielen.
(Bei den Katzen hatte die C-Sache ja umgekehrte Auswirkungen: Die hätten es lieber gesehen, wenn die Menschen mehr Gassi gegangen wären und weniger Homeoffice gemacht hätten: Es nervt schließlich, wenn das Personal ständig die Wohnung besetzt.)
Als Morgenspaziergänger kommt man auch an vielen Baustellen vorbei, wo derzeit Häuser und Pools gebaut (die Schattenwirtschaft in C-Zeiten wäre eine Untersuchung wert) sowie Straßen saniert werden. An Gehsteigverbreiterung, ein bereits in der Vorwoche angesprochenes Thema, denkt dabei leider niemand. Aber klar, auch im schönen Hietzing ist die SUV-Dichte groß, und die brauchen schließlich Platz.
Reden wir also doch lieber wieder über Viecher. Eine Dachgärtnerin aus dem 7. Bezirk berichtete von Schneckenalarm im Gemüsebeet. Nichts Besonderes, sagen Sie? Der Garten liegt im sechsten Stock. Wurde das Tier eingeschleppt oder ist es selbst geklettert? Egal: Reife Leistung, Schnecke.
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