Gestriegelt und gekampelt in den Exzess

"Überleben": Wenn man "das Putzerte" bekommt.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Der große Hugo Portisch sagte einmal: „Wenn man als Ameise wiedergeboren wird, hat man ein anderes Gefühl, als wenn man als Waschbär wiedergeboren wird.“ Und wie immer hatte er völlig recht.

Ich wäre ja eher Team Waschbär als Team Ameise – ich wasche und putze gerne Dinge, bin aber nicht gerne Teil einer Masse. Vermutlich würde ich als Wettextuch wiedergeboren werden, weil ich so ordentlich bin. Meine Großmutter selig pflegte zu sagen „Ordnung ist das halbe Leben“, worauf meine Mutter stets knurrend antwortete: „Aber die andere Hälfte ist interessanter.“ Ich kann die andere Hälfte besser genießen, wenn die eine Hälfte passt. Ich bin der Typ, der gestriegelt und gekampelt in den Exzess hineingeht.

Insofern habe ich auch den Slogan von „Fifty-fifty“ im Haushalt nie verstanden.  Ich bin ein guter Hausmann, ich koche gerne, wasche, sauge und wische gerne (nur bügeln kann ich nicht), und will nicht 50:50 bei der Hausarbeit, sondern 100. 100 Prozent für mich. Ich glaube ja, Frauen sind für die Hausarbeit nicht geeignet, weil nicht ordentlich genug.

Ich mache daher die Arbeit in meiner Wohnung prinzipiell selbst. Frauen sollen lieber Karriere machen und die Welt erobern. Außerdem überlasse ich Frauen gern alles Technische, Bohren, Zangeln, das Auto reparieren. Ich bin für technische Verrichtungen völlig ungeeignet. Unlängst wollte ich eine neue Klobrille montieren und bin grandios daran gescheitert. Daraufhin schnappte sich meine Freundin die Werkzeugkiste und montierte das Klumpert in wenigen Sekunden so perfekt, dass es jetzt vermutlich einen Atomkrieg übersteht.

Als meine Freundin anlässlich des Frühlingsbeginns ausrief „Jetzt kriag i des Putzerte!“ und die  Wohnung mit dem Kärcher tiefenreinigte, war ich zunächst schwer irritiert.  „Ich habe ein Recht darauf, putzen zu dürfen“, sagte sie, und jetzt kenn ich mich nicht mehr aus.

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