Gerechtigkeit für Ursula Stenzel

Von den Gemeinsamkeiten zwischen Rathausplatz und Alm und warum jeder einmal Recht haben kann
Barbara Beer

Barbara Beer

Jetzt haben wir sie wieder versäumt, die verhüttelungsfreien Tage am Rathausplatz. Seit wenigen Tagen benebeln Punschhütten und angebliches Kunsthandwerk die Sinne. Danach verstellen Silvesterpfad, Eistraum sowie allerhand Bundesländerfeste die freie Sicht zwischen den Bühnen Burg und Rathaus.

Schade ist, dass die lustvoll zelebrierte Sorge um den Verbleib des Herzerlbaumes, die das Feuilleton augenzwinkernd, aber leidenschaftlich beschäftigte, geklärt wurde. So kommen wir nicht mehr in den Genuss, Dichtern zuzuschauen, wie sie sich das Reimpaar Weihnachten und Keinachten abringen.

Niemand muss heutzutage Angst haben, dass eine Platane im Rathauspark eventuell nicht mit von innen beleuchteten roten Plastiktrümmern behängt wird. Nicht zuletzt deshalb werden wohl auch heuer Bürgermeister und Wirtschaftskammer-Präsident unisono Wien zur „Weihnachtshauptstadt Europas“ erklären. Und wenn hier indirekt Politiker zu Wort kommen, so darf der Gerechtigkeit halber nicht verschwiegen werden, wem wir die eingangs bemühte Wortschöpfung „Verhüttelung“ verdanken: Es war die damalige

Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel, die mit Verve gegen die Ausbreitung von Holzhütten in der Inneren Stadt kämpfte, und auch wenn man nicht in allen Belangen einer Meinung mit ihr sein muss: Der Idee, dass Holzhütten primär auf Almen stehen sollten, lässt sich viel abgewinnen.

Falls jemand behauptet, hier würde Weihnachtskitsch schlechtgeredet: Stimmt. Mehr noch: Auch der rückblickenden Verklärung wird der Garaus gemacht. Denn der Christkindlmarkt war, als er tatsächlich noch so hieß und vom noch nicht gegründeten Redaktionskomitee der Wiener Ansichten besucht wurde, auch schon fragwürdig. Den allerorts feilgebotenen Langos hat mir meine Mutter leider nie gekauft.

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