Geografie mit Geschichte

Woran denkt man bei Córdoba, Ibiza, Jalta, Hiroshima? Nicht zuerst an Begriffe aus der Geografie. Auch bei Mariupol wird das so sein
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Sagt man zu einem Österreicher „Córdoba“, denkt dieser sehr wahrscheinlich nicht an eine argentinische Provinzhauptstadt, sondern an Edi Finger und Hans Krankl. „Ibiza“ wiederum wird weniger mit der gleichnamigen Baleareninsel als mit österreichischer Innenpolitik in Verbindung gebracht. „Tschernobyl“ steht längst nicht mehr für eine Kleinstadt im Norden der Ukraine, sondern gilt als Synonym für eine nukleare Katastrophe. So wie uns „Hiroshima“ weniger an eine Stadt auf der japanischen Insel Honshu denken lässt, als an die US-Atombombe. Und „Jalta“ nicht an einen Kurort auf der Krim, sondern an jene Konferenz, bei der sich die Alliierten 1945 über Europas Zukunft einigten. Oder „Schengen“ nicht an ein Dorf in Luxemburg, sondern an die Reisefreiheit in der EU. Und „Maastricht“ nicht an ein beliebtes Touristenziel in den Niederlanden, sondern an die EU-Konvergenzkriterien. Auch in Mariupol wird derzeit Geografie mit Geschichte überschrieben. Woran wird man bei „Mariupol“ dereinst denken?

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