Für die trüben Tage

Was uns jetzt weiterhilft? Es muss nicht immer Weltbewegendes sein. Die letzten bunten Blätter leuchten im blassen Licht umso heller
Barbara Beer

Barbara Beer

Gegen Ende dieses Jahres, das sich so gar nicht bei uns einweimperln will, ist auch sie wieder da: Die Diskussion darüber, was systemrelevant ist. Wir haben ja schon im Frühjahr gehört, dass Kultur angeblich keine Leben retten kann. Wir im Redaktionskomitee der Wiener Ansichten sind da bekanntlich anderer Meinung.

In diesen trüben Tagen helfen vor allem zwei Dinge, um über die Runden zu kommen. Nein, nicht was Sie jetzt denken. Alkohol und Schnitzel. Finden wir eh auch gut. Aber Schnitzel daheim, na ja. Das Außebochn überlassen wir lieber den Leuten vom Fach. Außebochenes und Gemischter Satz schmecken am besten beim Wirten des Vertrauens, und der hat Zwangspause. Was also ist dem Seelenheil jetzt zuträglich?

Im Wald oder sonst wo spazieren gehen. Auch, wenn der November herausfordernd sein kann. Doch im blassen Licht leuchten letzte bunte Blätter umso heller. Und immerhin hat man uns diesmal die Bundesgärten gelassen. Schönbrunn oder Burggarten leisten große psychosoziale Dienste. Gutgewillten gelingt es sogar, in der Kakofonie der Krähenrufe ein Vogerlkonzert wahrzunehmen.

Womit wir beim zweiten Lebensberater in schwierigen Zeiten sind. Der Kunst. Man hat von ihr so viel verlangt. Mitunter Hochintellektuelles, Weltbewegendes. Theater musste wenigstens Mauern niederreißen, Konzerte sollten zumindest verfeindete Völker versöhnen. Gut, wenn Kunst das kann, doch sie darf einfach auch sein und wenn man sie lässt, kann sie uns ein Fenster zu einer anderen Welt öffnen.

Programm für heute? Lesen Sie ein Gedicht von Friederike Mayröcker. Eine Kurzgeschichte von Renate Welsh. Abonnieren Sie den Newsletter des Wien Museums: Er bringt erstaunliche Einblicke in diese Schatzkammer des Wien-Wissens: newsletter@wienmuseum.at. Um 14 Uhr dann das Hörspiel auf Ö1 über den Philosophen und Naturforscher Jean-Jacques Rousseau.

Dazwischen: Lauschen Sie, ob die lauten Krähen da draußen Ihnen nicht doch ein Konzert vorzwitschern wollen.

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