Fuchsschwanz für Esoteriker: Wie ich meine Cousine wiederfand

Bei einem New-Age-Konzert in Erdberg und in einem Pub in Simmering lässt sich gut familiäre Freundschaft schließen.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Dass meine Cousine C. und ich einander wiedergesehen haben, das liegt an Estas Tonne (und auch an dem blöden Facebook, das manchmal doch für etwas gut ist).

Zum letzten Mal hatte ich meine Cousine vor etwa 35 Jahren gesehen, beim Geburtstagsfest  eines Großonkels oder einer Großtante (oder beides). Danach führte uns das Leben auf unterschiedliche Wege, und wir verloren einander aus den Augen. Jetzt entdeckte ich auf Facebook ein Foto meiner Cousine, übrigens in Superwoman-Verkleidung (also sie, nicht ich!), ich schickte ihr eine Freundschaftsanfrage, und sie antwortete: „Hast du spontan Lust, morgen aufs Konzert von Estas Tonne mitzukommen? Habe noch eine zweite Karte übrig.“
Ich hatte sogar große Lust, denn auf Estas Tonne – der Gitarrist ist DER Superstar der großen Esoteriker-Gemeinde – war ich immer schon neugierig gewesen.

Ich traf meine Cousine vor der Konzerthalle in Wien-Erdberg, und sie war mir sofort sympathisch. Sie hat eine gute Beobachtungsgabe und einen messerscharfen, klugen Humor. Als Estas Tonne auf die Bühne kam, und tatsächlich eine blaue Feder vom Hals seiner Gitarre baumelte, raunte sie mir zu: „Fuchsschwanz für Esoteriker ...“ 

Das Konzert war schön, aber auch komisch, wegen des New-Age-Brimboriums. Als der Gitarrist auch noch Vogelzwitschern und Babylachen unter seine Musik mischte, konnten wir nicht anders, als uns bissige Bemerkungen zuzuflüstern, was uns  strenge Blicke eintrug: Bei Estas-Tonne-Konzerten herrscht Schweigepflicht und Humorverbot!

Anschließend verliefen wir uns in Simmering, landeten in einem Pub voller betrunkener Iren und lachten und plauderten  miteinander, über traurige und schöne Lebenssituationen,  über unser gemeinsames Lieblingsland Portugal, voller allem aber über unsere Oma, die gerne Esel, Giraffen, Hunde und Kinder mit Mannerschnitten fütterte und auch schon seit bald 20 Jahren nicht mehr auf diesem Planeten wohnt.

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