Friede auf Erden und diese Sachen ...

Friede auf Erden und diese Sachen ...
Joesi Prokopetz über redundante Kalendersprüche und salbungsvollen Kitsch.

Jetzt naht die Zeit oder vielmehr, sie währt schon eine ganze Weile, in der sich viele Menschen veranlasst fühlen, Aphorismen abzusondern. Solche nämlich, die das Edle und Gute beschwören, die auf eine abgeschmackte Art Poesie simulieren und vor allem mit erhobenem Zeigefinger daherkommen. Besonders gedeiht dieser Bedeutungs-Wildwuchs in den – no, wo sonst – sozialen Medien.

Da werden Posts mit redundanten Kalendersprüchen, sinnleeren Binsenweisheiten und salbungsvollem Kitsch abgesetzt, dass jeder Geistesmensch den Veitstanz kriegt oder zur Schmerztablette greift.

Meist sind die Erzeugnisse in der aufwallenden Weihnachtsstimmung mit infantilen oder schwarzromantischen Bildchen unterlegt, die die einfältigen Phrasen zusätzlich abdreschen. Natürlich sind auf Facebook und Konsorten ganzjährig immer wieder Plattitüden, wie „Folge deinem Herzen…“ zu finden, jedoch – kaum wird’s „glei dumper“ – kulminieren diese Aktivitäten einerseits zu schonungsloser Blödsinnigkeit, andererseits zu jämmerlicher Esoterik, von gezielt konfessionellen Absonderungen ganz zu schweigen. Und jede dieser Hervorbringungen gebiert fortzeugend, exponentiell, weitere solche.

Man ist geneigt zu meinen, dass die Menschen, vermutlich weitgehend unbewusst, durch läppische Innerlichkeit die verstörende Äußerlichkeit der „Feiertäg“, wie man sagt, etwas entgegenhalten wollen, gerade weil sie sich selber im Radau der Weihnachtszeit dem geräuschvollen „Johotto Ho“ und der irrationalen Begierde nach Punsch ausliefern und einem akut ausbrechenden Familiensinn anheimfallen. Zur Therapie sei solchen Nebenmenschen Heinrich Bölls Novelle „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ ans Herz gelegt.

Kommentare