Fahrt die Ellbogen aus!

In der Ellbogengesellschaft 2020 wird per Ellbogen gegrüßt - und neuerdings auch die Klotür am Flughafen aufgemacht
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Manche Menschen haben inzwischen mehr Fingerspitzengefühl im Ellbogen, als andere im kleinen Finger je hatten. Corona hat die Ellbogentechnik verfeinert. Die vor Kurzem noch als zwischenmenschliche Vorhölle verrufene „Ellbogengesellschaft“ gilt plötzlich nicht mehr als Blutwiese der Pfeil-und-Ellbogen-Kämpfer, sondern ist das Elefantengehege der Auf-dich-auf-mich-Schauer geworden.

Seit die Menschen per Ellbogencheck grüßen, in die Ellbeuge husten, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln die Haltestangen in die Ellbeuge klemmen und stets zwei Ellen Abstand halten, ist das Ellbogengelenk nicht mehr der Bizeps der Rücksichtslosen, sondern Dreh-und-Angelpunkt der Rücksichtnahme. Auf einem Flughafen in Tokio werden jetzt sogar Türen getestet, die man per Ellbogen öffnet.

Bisher galt es ja als unfein, den Ellbogen auszufahren, jetzt öffnen sich dadurch Türen. Womit bewiesen ist, dass nie der Ellbogen böse war, sondern nur die Mentalität dahinter.

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