Essen verboten!

"Stadtgeflüster": Der Logik des Essverbots folgend, müsste die Stadt noch mehr nervige Aktivitäten in der U-Bahn verbieten.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

So. Ab morgen ist also das Essen in der U-Bahn verboten. Nicht nur in der U6 und nicht nur Stinke-Essen, sondern überhaupt jedes Essen in überhaupt allen U-Bahn-Linien.

Und das alles eigentlich nur, weil irgendjemand es nervig und unangenehm fand, dass das Essen in abgeschlossenen Räumen wie den Öffis einfach Gestank produziert. Dieser Logik folgend müsste die Stadt noch viel mehr nervige Aktivitäten in der U-Bahn verbieten. Hier ein paar Vorschläge:

– Das Tragen von Rucksäcken. Vorne, hinten, von der Seite – irgendjemand dreht sich immer etwas zu schwungvoll um. Dann hat man einen Rucksack am Kopf, am Rücken, in der Magengrube. So nicht!

– Das Hören, Spielen und Abspielen von Musik. Manche hören ihren Techno so laut in ihren Ohrstöpseln, dass man schon vom Zuhören einen LSD-Rausch bekommt. Eltern spielen ihren Kindern so nervtötenden Singsang vor, dass man ihnen die Tablets aus den Händen reißen möchte. Und auch die U-Bahn-Stars machen nicht die Musik, die uns gefällt.

– Telefonieren. Eheprobleme, Trennungen, die Freundin, die sich schon wieder nicht gemeldet hat, obwohl man sie die vergangenen Monate IMMER angerufen hat. Das will niemand hören. Reden muss daher generell in der U-Bahn verboten werden.

– Küssen, Bussigeben und sonstige Zärtlichkeiten. Wie kommen die Single-Menschen dazu, sich das anschauen zu müssen? Suchen Sie sich ein Zimmer!

–Niesen und Husten. Man kann gesunden Fahrgästen schlicht nicht zumuten, so lange die Luft anzuhalten, bis die Viren-Schleuderer wieder ausgestiegen sind. Bleiben Sie zuhause!

– Stinken. Das geht gar nicht. Eine Deo-Pflicht in allen Monaten ohne ‚R’. muss her. Wer sich von Mai bis August nicht eindüftelt, darf die U-Bahn nicht betreten.

Kommt Ihnen alles ein bisschen gar kleinkariert vor? Ist es auch. Nieder mit dem Essverbot! Bevor noch die Menschen in den Öffis verboten werden.

 

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