Endlich Sommer

Endlich Sommer
Je älter der Hund, desto schlechter verträgt er die Hundstage. Beagle Daria wäre dann langsam bereit für den Herbstbeginn.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

28 Grad. Endlich Sommer! Daria lässt sich herzlich bedanken und sagt, sie wäre dann langsam bereit für den Herbst. Oder zumindest für ein wenig Sommerfrische mit Betonung auf Frische. Je älter sie wird, desto weniger braucht sie den Hochsommer.

Als Daria jung und kraftstrotzend war, grub sie sich, wenn ihr in der Sonne heiß wurde, einfach, wo sie war, ein Erdloch im Schatten.

Wie ein Schaufelbagger arbeitete sie sich Richtung Erdmittelpunkt vor, so lang, bis die Erde allmählich kühl und feucht wurde. Dann legte sie sich in diesen selbst gebastelten Naturkühlschrank und wartete, bis ihre Körpertemperatur tief genug war, um das nächste Sonnenbad zu nehmen – und dann wieder das nächste Erdloch auszuheben.

Inzwischen sind ihr die Erdarbeiten zu anstrengend, während ihr die Hitze immer mehr zusetzt. Daher findet sie drei Tage Sommer ausreichend und wartet jetzt auf den Jahreszeitenwechsel.

Wer stinkt, riecht besser

28 Grad. Endlich Badewetter! Daria lässt sich herzlich bedanken und sagt, dass Baden entbehrlich sei. Da der Beagle ohnehin mit einem gut beschichteten, quasi selbstreinigenden Fell ausgestattet ist, hält sie Baden aus Hygienegründen für absolut überbewertet.

Und weil Daria der Ansicht ist, dass sie selbst umso interessanter duftet, je strenger sie riecht, ist Baden aus olfaktorischen Gründen für sie unvernünftig.

Badespaß zum Vergnügen wiederum hält Daria bestenfalls für einen schlechten Scherz. – Wasser? Ja, gern. Aber nur in der Trinkschüssel. Nicht auf dem Fell.

Ein Loch im Wald

28 Grad? Ideal für Waldwanderungen. Im Wald ist es kühl. Daria geht ohne Protest neben mir her. Da scheint zwischen den Baumstämmen die tief stehende Sonne durch. Daria bleibt stehen, hechelt, keucht, geht keinen Schritt weiter. Plötzlich fängt sie mit den Vorderpfoten zu graben an, so, als wäre sie wieder jung.

Darias Kopf verschwindet immer tiefer in dem Loch, das sie gräbt. Die feuchte Erde fliegt, die weißen Hundepfoten sind längst braun. Mit einem tiefen Seufzer lässt sich Daria in ihr Erdloch fallen. Ungeduldig stehe ich daneben und warte auf sie. Wenn das so weitergeht, bin ich auch langsam bereit für den Herbst.

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