Einsam durch Technik

Einsam durch Technik
Darüber, dass Self-Checkout-Kassen in die falsche Richtung gehen
Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Am Anfang wirken sie ja praktisch; die Self-Checkout-Kassen in den großen Supermarktketten. Schnell, unkompliziert, effizient. Und nur darum geht es beim Zahlen schließlich. Möglichst rasch voranzukommen.

Die ersten Male musste mir dann noch meist jemand helfen, weil sich ein Produkt nicht scannen ließ oder ich die Einkaufs-

tasche wieder falsch abgestellt hatte („Unerwarteter Artikel im Verpackungsbereich“).

Danach ist es mir nicht gleich aufgefallen. Dass ich ab dem Zeitpunkt, als meine selbst gescannten Einkäufe immer öfter vollkommen reibungslos passierten, fast ein klitzekleines bisschen enttäuscht war, niemanden um Hilfe rufen zu müssen. Dann dachte ich, das wäre die Rebellin in mir. Die sich irgendwie darüber freute, wenn das System nicht ganz perfekt funktionierte.

Unlängst aber, bei dem kleinen Supermarkt bei mir ums Eck, der noch keine Self-Checkout-Kassen hat. Es ist früher Abend, und ich bin an dem Tag schon zum zweiten Mal dort, weil ich am Morgen noch etwas für das Frühstück gebraucht hatte. An der Kassa sitzt noch immer dieselbe Kassiererin wie in der Früh. „Oh, hallo, Sie können heute wohl nicht genug von uns bekommen“, sagt sie, ich muss grinsen, und wir plaudern kurz über den Tag.

Beim Rausgehen wird mir klar, dass es einen anderen Grund gibt, weshalb ich perfekt funktionierende Selbst-Scan-Automaten nicht leiden kann: Menschlicher Kontakt ist schlichtweg wohltuend. Selbst wenn er banal ist, und auch wenn man die Person überhaupt nicht kennt.

Dass die Self-Checkout-Automaten in die falsche Richtung gehen, zeigt auch ein aktuelles Projekt in den Niederlanden. Die niederländische Supermarktkette „Jumbo“ hat die „Kletskassa“ (dt. „Plauderkassa“) eingeführt. Wer sich hier anstellt, darf tratschen. Ein Projekt gegen die Einsamkeit.

Wäre es also nicht sinnvoller, auch bei uns Tratschkassen zu bauen? Immerhin soll Einsamkeit schädlicher sein als 15 Zigaretten am Tag.

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