Einbrennte Hund

Einbrenn ist ein Wort, das bei vielen Menschen starke Emotionen auslöst.
Barbara Beer

Barbara Beer

Es gibt Neuigkeiten vom Krokodil, das, wie berichtet, möglicherweise im deutschen Fluss Unstrut schwimmt. Die zuständige Behörde hat nun die Aufhängung eines toten Huhnes an einer Schnur angeordnet, um das Krokodil in eine Fotofalle zu locken. Wir bleiben dran.

Doch eigentlich soll heute von anderen Tieren die Rede sein. Von Einbrennte Hund nämlich. Dem Redaktionskomitee der Wiener Ansichten kam nun zu Ohren, dass diese derzeit auf der Speisekarte einer Gastwirtschaft in Wien-Erdberg stehen. Die Aufregung seitens des Übermittlers dieser vermeintlich grausigen Nachricht war groß, bis das Redaktionskomitee aufklärte: Alles vegetarisch korrekt, für dieses Altwiener Gericht muss kein Flocki in die Pfanne, sondern lediglich Erdäpfel, Essiggurkerln und natürlich Einbrenn.

Die Beruhigung währte jedoch nur kurz: Anscheinend ist Einbrenn ein Wort, das bei vielen Menschen, insbesondere jenen der Generation 45 +, starke Emotionen auslöst. Denn dass Gemüse seinen Weg auf einen Teller finden kann, ohne zuvor in Mehl-Fett-Soße ertränkt zu werden, ist zu den meisten Wiener Familien auch Jahrzehnte nach dem Krieg nicht durchgedrungen. Doch die Nostalgie ist eine gemeine Lügnerin und so sind auch die Erinnerungen an eine Kindheit voll letschertem Gemüse (mit oder ohne Einbrenn) nicht ausschließlich schlecht. Im Rückblick wirken Dillfisolen, eingebrannter Kohl und selbst der einst inbrünstig gehasste gebackene Zeller begehrenswert. Und kämen bloß einmal noch Arme Ritter auf den Tisch, mit denen alte Semmeln verarbeitet wurden, wenn es nicht schon wieder Semmelknödel oder Scheiterhaufen sein sollten! Ach, verschwunden die Zeiten, in denen Kohlehydrate noch etwas galten.

Die Reisewarnung Deutschlands für Wien hat übrigens bereits sprachliche Konsequenzen. Die Süddeutsche Zeitung musste ihre Leser unlängst daran erinnern, dass eine Palatschinke eine garantiert vegetarische Mööspeis ist. Weit sind wir gekommen.

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