Donner, Wetter, Blitz

Donner, Wetter, Blitz
Beim ersten Donnerschlag schwärmen alle aus, um dem Hund die unvermeidliche Gewitterangst erträglich zu machen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Es wurde mit dem Donnerschlag ... halb fünf Uhr Früh. Wie bei einem gut einstudierten Ballett sprangen wir synchron aus dem Bett und rannten zu zweit durchs Haus.

Denn unabgesprochen hatten wir beim Aufwachen ein- und denselben Gedanken: „Fenster zu, damit der Hund schlafen kann!“ Selbstverständlich hatte der ruhige Schlaf des Hundes Vorrang gegenüber dem Menschenschlaf.

Hundehaltung ist eine 24-Stunden-Betreuung, unbezahlt, ohne Urlaubsanspruch und Freizeit. Und so taten wir einfach, was man tut, wenn man einen Beagle betreut, der sich bei Donner so sehr fürchtet, dass ihm dabei manchmal sogar der Appetit vergeht.

Daria dankte es uns nicht. Wir wären auch gar nicht auf die Idee gekommen, uns ein Dankeschön zu erwarten. Insofern erstaunte es mich, als diese Woche die Agenturmeldung daherkam, eine Studie habe gezeigt, dass Hunde nicht zur Dankbarkeit, sprich: zur Revanche für Gefälligkeiten, fähig seien.

Hunde kennen keinen Kuhhandel

Hunde bedanken sich nicht beim Menschen, so wie sie sich auch ihrerseits kein Revanche-Danke erwarten, wenn sie etwas für uns tun (Ausnahme ist hier Daria, die sich, wenn sie für ein Foto stillhält, eine Belohnung erwartet – aber, zugegeben, das habe ich ihr beigebracht).

Denn Hunde kennen diesbezüglich keinen Kuhhandel. Und auch kein allzu menschliches „Wie-du-mir-so-ich-dir“.

Hunde lieben ohne Vorbehalt und erwarten sich kein Zurückgeliebtwerden. Hunde fressen ohne Vorbehalt und kommen nicht auf die Idee, dem fütternden Menschen ein essbares Danke zu geben. Sie fürchten sich beim Donnerknall und finden es normal, dass wir ihnen, ohne Hintergedanken, die Ohren und die Fenster zuhalten, bis der Spuk vorbei ist.

Die Gewitterfronten zogen an diesem Morgen vier Stunden lang durch. Daria hatte sich ein Deckennest in einer halbwegs ruhigen Ecke gebaut und schreckte bei jedem Donner hoch. Aber sie verlor ihren Appetit nicht. Immer wieder ging ich an ihr vorbei, tat so, als wäre alles wie immer, und legte testhalber ein Stück Hundekeks neben ihr Nest.

Ohne zu zögern, nahm sie mein Angebot immer wieder an. Und das war für mich das schönste Danke. Dafür stehe ich gern wieder um halb fünf auf.

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