Du warst ein wunderbarer Hund

"ÜberLeben": Erinnerungen an ein ein kleines, graues, fröhliches Tier.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Du warst ein wunderbarer Hund.

Als ich dich das erste Mal gesehen habe, dachte ich, du seist nicht ganz dicht (möglicherweise dachtest du ja das Gleiche über mich). Es war in einem Tierheim in Niederösterreich, du hast mich gesehen und meine Freundin und meine Kinder. Und hast vor Freude nicht mit dem Schwanz gewedelt (das wäre bei dir auch schwer gewesen, als französische Bulldogge hattest du ja nichts, was die Bezeichnung Schwanz verdiente), sondern mit dem ganzen Körper. In genau zwei Sekunden war klar: Du wolltest unser Hund sein, und wir widersprachen nicht.

Wir haben dich sofort mitgenommen. Im Auto hast du dann Angst bekommen und dein halbes Fell abgeworfen vor Nervosität. Aber du hast dich schnell eingelebt. Du hast sofort kapiert, was du darfst und was nicht und hast jede Schandtat nur einmal begangen (zum Beispiel Feuchtklopapier fressen). Am Anfang hast du so getan, als könntest du genau gar nichts, aber meine Freundin und meine Tochter haben dir schnell alles beigebracht, was ein Hund können muss, also Sitz, Platz, Fuß und tanz.  Und ich hab dir Fußballspielen beigebracht – du konntest köpfeln und dribbeln, und die halbe Siedlung hat sich gebogen vor Lachen.

Einmal hat dich eine Wespe gestochen. Meine Freundin hat mich aufgeweckt und gesagt: Du, der Hund schaut komisch aus. Ich darauf: Und deshalb weckst du mich, das ist doch nichts Neues? Aber dein Gesicht war auf doppelte Größe angeschwollen, und wir sind ins Tierspital gerast.

Du warst ein wunderbarer Hund, klein, grau, kindisch und lustig, du hast alle Menschen geliebt, vor allem Kinder, aber auch Hunde und Katzen (die diese Liebe eher nicht erwidert haben).

Jetzt bist du plötzlich sehr krank geworden und hast gehen müssen. Du hast hier viele Menschen hinterlassen, die dich nie vergessen werden, weil du jeden Menschen, der dich kennen durfte, fröhlich gemacht hast.

Kommentare