Doch auch für etwas gut

Die Geschichte beginnt am Ende einer Samstagnacht.
Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Bei der Homeparty einer Freundin. Es ist Zeit zu gehen und ich krame im Ausgehtäschchen nach den Kopfhörern, weil man ohne Beschallung keine zehn Schritte mehr gehen kann, aber das ist eine andere Geschichte. Ich krame und werde stutzig. Nicht, weil die Kopfhörer nicht da sind. Sondern, weil ich sie beim ersten Griff erfasse. Weil da nur Schlüssel im Weg sind, nicht aber der kleine Quader, um den ich herumgreifen müssen sollte: Die Geldbörse ist weg!

Aufgeregt drehe ich die Tasche um, aber heraus fallen – welch Überraschung – nur Schlüssel, Kopfhörer und ein Zuckerlpapier. Panisch klopfe ich die Innenseiten ab, obwohl ich weiß, dass die Tasche keine Seitenfächer hat. Ängstlich robbe ich unter die Couch der Freundin und hebe alle Polster auf, obwohl ich das Täschchen beim Betreten der Wohnung nur in die Ecke gestellt habe. Aber keine Spur von meinem Portemonnaie.

Auf der Heimfahrt überschlage ich im Kopf verärgert, wie viel Geld mich das Kartensperren und Neuekartenbesorgen nun kosten wird, komme auf einen dreistelligen Betrag, werde noch böser auf mich und auf den vermeintlichen Dieb, lasse die Bankomatkarte sperren und gehe ins Bett.

Am nächsten Tag will ich schon los zur Polizei, um die Verlustanzeige aufzugeben, da sehe ich eine neue Nachricht in meinem Facebook-Messenger: Eine Frau hat meine Geldbörse gefunden. Sie möchte wissen, wie sie sie mir zurückgeben kann.

Ich kann es kaum fassen – und halte wenig später meine Börse in Händen. Die Frau hat sie am Gehsteig gefunden. (So viel zur Dieb-These, ich war bloß schusselig.) Sie hat meinen Namen auf Facebook gegoogelt und mich aufgrund meines Jahreskarten-Bilds erkannt.

Mich erfasst eine Welle der Dankbarkeit, nicht nur, weil ich mein Geld und meine Karten wieder, sondern auch eine Bestätigung erhalten habe, dass die Menschen gut sind. Dass nicht nur ärgerliche Dinge passieren. Und dass auch Social Media für etwas gut sein kann.

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