Dieser Name roch nach Skandal
Man kann ja grundsätzlich wegen allem melancholisch werden. Warum sich also nicht daran erinnern, wie aufregend es war, als in den 80ern auf einer Gstettn am Wiener Stadtrand das Rinterzelt errichtet wurde. Im Nachhinein betrachtet, roch der Name förmlich nach Skandal. Die für die Anlage zuständige MA 48 kann ihn deshalb nicht leiden. Er erinnert an einen Fernsehfilm, der den Bau des Zelts reichlich skandalumwittert darstellte. Peter Turrini schrieb das Drehbuch für „Müllomania“, Teil der „Arbeitersaga“, der thematisierte, was in Wahrheit natürlich niemals nicht in keiner Stadtverwaltung dieser Welt jemals vorgekommen ist: geheime Absprachen und ein schlamperter Umgang mit öffentlichen Geldern. Ursprünglicher Errichter des Zelts war nicht etwa ein Herr Rinter, sondern die Firma Rohstoff international, deren Pläne, mit Müll viel Geld zu machen, nicht aufgingen und die die Anlage deshalb zusperrte. Die Stadt Wien übernahm das Problemzelt und rüstete es zur Müllsortieranlage um.
An die Unregelmäßigkeiten, die im Laufe des Konkursverfahrens des Vorgängers festgestellt wurden, wollte niemand erinnert werden, den Namen wurde man jedoch nie los. Und deshalb steht jetzt in allen Nachrufen,dass nun das Rinterzelt abgerissen wird. Das neue MA-48-Betriebsgebäude steht übrigens schon, es wirkt weit weniger spektakulär, was den Vorteil hat, dass sich bald kein Mensch mehr an Skandale erinnert. Die direkten Anrainer hat das alles ohnehin nie interessiert. Sie grasen seelenruhig nebenan, am höchsten Berg der Donaustadt, auf dem Gipfel der Deponie Rautenweg. Vor mehr als zehn Jahren hat man dort 30 Pinzgauer Ziegen angesiedelt, um den zweibeinigen Nachbarn zu demonstrieren, dass von der Deponie keine Umweltgefahr ausgeht. Für chronisch von der Welt von gestern Bewegte finden sich auf der Deponie neben Ziegen auch die alten „Maiglöckerl“-Straßenlampen von der Kärntner Straße sowie Pflastersteine vom Stephansplatz.
Und leise, ganz leise tönt der Sound der Bambis über die Deponie: „Melancholie ...“
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