Der Tod und das Würschtel
Das Jahr ist noch nicht zu Ende, da drängt sich schon eine Bilanz auf. Jene der Kolumnen, die am meisten Leserpost bekamen. Die Wiener-Würschtel-Ansichten beschäftigten besonders viele Leser.
Einerseits erreichten das Redaktionskomitee Anregungen über die Schreibweise: Würstel oder Würschtl, aber keinesfalls Würschtel, so der Tenor. Danke für die Anregung. Wir bleiben gern beim Würschtel.
Vorsichtshalber (wir sind ja nur nach außen hin stur, innerlich wird selbstverständlich gezweifelt!) haben wir nachgefragt. Manfred Glauninger, Soziolinguist am Institut für Österreichische Dialekt- und Namenlexika, hat folgende Auskunft: „Würstel heißt es offiziell. Ob Würschtel oder Würschtl – da geht beides. Es gibt ja keine kodifizierte Norm im Dialekt ... was es allerdings gibt: jede Menge ExpertInnen.“
Andererseits trafen Menüvorschläge ein („heute gibt’s Würschtel mit Saft“), Anekdoten (über Taxler, Strizzis, Rettungssanitäter und andere Würstelstand-Besucher) sowie Ezzes zu „Geheimtipps“, die ich keinesfalls ausplaudern dürfe. Also gut, ich sage es nur Ihnen: Der 16er Würstelstand am Brunnenmarkt soll ganz außerordentlich sein. Außerdem hat er ein André Heller-Zitat auf der Homepage: Wean, du bist a zehnmal kochts Burenheitl.
Heller führt uns zurück zur Rangliste der meistkommentierten Kolumnen. Einst ließ er wissen, er wäre nach seinem Ableben gerne in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof begraben, denn das hätte den Vorteil, dass sich sein Sohn nicht um die Grabpflege kümmern müsse – schließlich übernehme das die Stadt. Geht es nach den KURIER-Lesern, sollte er dort dereinst ungestört ruhen: Allein die Frage ob man sich, wie vom Magistrat vorgeschlagen, am Friedhof sportlich ertüchtigen solle, regte enorm auf.
Würde man an dieser Leserbrief-Bilanz nun messen wollen, was die Wiener wirklich interessiert, dann müsste man eindeutig feststellen:
Der Tod und das Würschtel.
Doch auf derartige Klischees lassen wir uns gar nicht erst ein.
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