Reise in der Geisterbahn

Wäre der Weg zu sich selbst auch einmal ein lohnendes Reiseziel?
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Alle reden vom Reisen. Viele von Urlaub in Österreich (was ganz bestimmt keine Notlösung ist, sonst würden nicht Millionen Menschen in aller Welt davon träumen). Aber ist Reisen in Wahrheit nicht viel mehr als die zeitlich begrenzte Verfrachtung des eigenen Körpers von A nach B?

C. G. Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, wusste schon vor rund 100 Jahren: „Es ist leichter, zum Mars vorzudringen, als zu sich selbst.“ – Zugegeben, der Mars wäre heuer für den Sommerurlaub eine Option, da er mutmaßlich Corona-frei ist. Aber wäre der Weg zu sich selbst nicht auch ein lohnendes Reiseziel? Ist nicht jede ernst gemeinte zwischenmenschliche Beziehung eine Reise mit ungewissem Ausgang? Und ist nicht Corona in Wahrheit eine Reise zum Urgrund der Gesellschaft? Eine Geisterbahnfahrt in die kollektive Angst? Ein unfreiwilliger Abenteuerurlaub?

Noch einmal C. G. Jung: „Das einzig lebenswerte Abenteuer kann für den modernen Menschen nur noch innen zu finden sein.“ Die Corona-Hochschaubahn könnte eine Reiseaufforderung zu genau diesem Abenteuer sein. Und übrigens: Am kommenden Freitag sperrt der Prater wieder auf.

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