Chaos de Luxe: Rollatoren im Bling-Bling
Polly Adler über Devotionalienhandel mit Rappern
Das Kind wohnt ja jetzt in Piefkonien, aber ich spüre seine Aura noch in jeder Ecke dieser Wohnung. Vor allem aber auch, weil alle Viertelstunden mürrische Paketboten von diversen dubiosen Zustelldiensten klingeln. Und allerlei Merchandising-Tand des frisch verschiedenen Rappers Mac Miller aus aller Herren Länder für Her Fortpflanzness deponiert. Da gibt es schöne Dinge: Kondometuis, Sticker-Sets, Flachmänner, abgesehen natürlich von den üblichen Hoodies und „Tees“. Das Kind hat nämlich ein neues Geschäftsmodell entwickelt: Kaum segnet so ein Rapper-Gott durch Bummeln im Kugelhagel oder überambitionierten Drogenkonsum das Zeitliche, kauft es von diesem Typen allerlei Zeugs auf, um es in einem Respekt, Oida-Zeitabstand für blutungsbereite Hardcore-Fans auf ebay zu stellen. Dafür hätte es zwar keine teure Schnösel-Schmiede und allerlei Fachschulen und englischsprachige Business-Tralalas besuchen müssen – eine Asphalt-Matura hätte wahrlich gereicht – aber das Beruhigende ist, dass dieses Kind im Gegensatz zu seiner lieben Mutti einen offensichtlich fantastischen Geschäftssinn besitzt. Das bestärkt meine Hoffnung, dass ich einmal im Westflügel ihrer Bling-Bling-Villa Rollatoren-Rennen mit meinen quietschsenilen Freundinnen veranstalten kann. Mir die nächste Menschengattung ist natürlich die Sechsspännig-ins-Armenhaus-Fraktion (©Marina), Parole „Nichts am Konto, aber Rumba“, wie eine betagte Berliner Tante diese Attitüde umschrieben hatte. Und ich denke an Quentin Crisp, dem ich vor langer Zeit in New York begegnen durfte. Der britische Dandy saß wie eine Königin in seinem Stamm-Diner, sein Jackett spiegelte so sehr, dass man sich darin die Lippen nachziehen konnte. Er sagte: „Wer nicht in der Lage ist, aus seinem Leben ein Kunstwerk zu machen, sollte still und ehrfürchtig denen zuschauen, die es können.“
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