Chaos de Luxe: Erweckungs-Pipapo mit Klangschalen-Luder
Es war eine Kurzstrecke des Triumphs. Vor ein paar Wochen hatte K vor lauter Freude „ihr Gebiss in die Luft geworfen“, als die „sexuelle Erweckungsphase“ des verloren gegangenen Ehemanns ganz offensichtlich Rost angesetzt hatte. Nach dem ganzen Erweckungspipapo mit seiner Energetikerin (K nannte sie nur das „Klangschalen-Luder“) und dem damit verbundenen Melodram war der Mann nur mit einem Lidl-Sackerl voll seiner Habseligkeiten ausgezogen.
Besitz erklärte er meiner völlig verstörten Freundin, also seiner Bis-dato-Frau, bedeute ihm fortan nichts mehr, er brauche spirituelle Energie und die habe er eben jetzt mit seinem persönlichen Energie-Engel gefunden. Der Energie-Engel hatte jedoch das „Corona-Cuffing“, so der Psychojargon für Menschen, die während der Pandemie, ohne einander wirklich zu kennen, Nähe entwickeln mussten, offenbar nicht als so wirklich tosend empfunden. Fräulein Klangschale brauchte „emotional distancing“ und so war der Gatte wieder, wie ein Kater nach einem anstrengenden Ausflug, mit dem Lidl-Gepäck vor Ks Haustür gestanden.
Kuschelmonster
K, die alles wollte, nur nicht als mitleiderregende Scheidungsloserin durch ihr Leben taumeln, verzieh ihm. Mit dem Effekt, dass der vom Leidenschaftshangover deprimierte Mann in eine Art Kuschelmonster regredierte: Löffelchenstellung 24/7, nach dem Aufwachen kam bereits der Satz „Und was gibt’s d
enn heute für ein gutes Papperl?“, Leonard Cohen in der Endlosschleife, beim Einschlafen murmelte er: „Und morgen machen wir’s uns nur schön gemütlich“. K stöhnte bei unseren gemeinsamen Spaziergängen, dass sie bis dato nicht annähernd geahnt habe, wie tödlich langweilig und betreuungsintensiv so ein Lebensmensch sein könne. Ich hatte keinen Trost und bemühte die „unbeschuhte Karmeliterin“ Teresa von Avila, die schon im Spanien des 16. Jahrhunderts zu seufzen pflegte: „Es werden mehr Tränen über erhörte Gebete vergossen als über nicht erhörte.“
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