Das Café schaut Fußball-EM. Und fragt sich, warum Schottland mitspielt
Sportcafé. In den nächsten Wochen wird aus dem Café Kralicek das Sportcafé Kralicek. Der Fernseher läuft, man kann im Café sämtliche Spiele der EM schauen. Stammleserinnen dieser Kolumne wissen: Das ist eine kleine Sensation. Bisher hat der Chef den Fernseher nur in der Wintersaison aufgestellt, damit er seine geliebten Weltcuprennen schauen kann. Warum er das jetzt auf einmal anders sieht? Anscheinend spürt der Chef, dass das diesmal eine spezielle EM ist. Die Deutschen sind Gastgeber, haben aber einen alternden Tormann. Die Österreicher haben einen alten Deutschen als Trainer, der aber einen so frischen und kompetenten Eindruck macht, dass man unseren Burschen diesmal alles zutraut.
Fußballgeografie. Schon vor dem Eröffnungsspiel (nach Redaktionsschluss dieser Kolumne) wurde im Sportcafé eifrig diskutiert. Einer wunderte sich, dass Schottland ein eigenes Team stellt. „Die sind doch noch Teil von Großbritannien, oder?“ Auch Wales und Nordirland (beide nicht für die EM qualifiziert) haben eigene Nationalmannschaften, Mitfavorit England sowieso. Die Gründe reichen in die Urzeiten des modernen Fußballs zurück, aber so genau will das im Café eh niemand wissen. Tatsächlich interessant ist allerdings, dass die Fußball-Landkarte sich auch sonst nicht immer an politische Grenzen hält. Israel etwa gehört fußballgeografisch zu Europa. Das hat natürlich einen knallhart antisemitischen Hintergrund – die meisten Nachbarländer würden sich weigern, gegen Israel anzutreten –, wirkt aber auch stimmig; tatsächlich ist Israel Europa in vieler Hinsicht näher als dem Nahen Osten.
Anderes Beispiel: Australien tritt in der WM-Qualifikation in der Asien-Gruppe an, weil ihm in Ozeanien die Konkurrenz zu schwach ist. Vielleicht könnte Österreich stattdessen in der Ozeanien-Gruppe spielen, damit wir uns wieder für eine WM qualifizieren? Obwohl: Das ist ja gar nicht mehr nötig. Wir haben jetzt ja diesen deutschen Trainer.
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