Mit dem Laptop ins Kaffeehaus: Warum denn nicht?

Das Kaffeehaus ist ein Ort des Diskurses, ein Ort zum Lesen und – nicht zuletzt – ein Ort zum Schreiben
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Bitte analog! Das Notizbuch des modernen Menschen ist das Notebook. Kein Wunder, dass im Kaffeehaus heutzutage so viele Computer auf den Tischen stehen. Manche Lokalbetreiber stört das, immer wieder sind Laptops ganz oder an den Wochenenden verboten. Mit dieser radikalen Maßnahme wollen die Cafetiers offenbar verhindern, dass ihre Lokale zu Co-Working-Spaces werden, das Kaffeehaus als Büro missbraucht wird. Manchmal gibt es auch launige Schilder, auf denen „Hier gibt es kein Wlan, bei uns reden die Gäste noch miteinander“ oder Ähnliches steht. Das Anliegen dahinter ist im Grunde sympathisch. Wenigstens im Kaffeehaus soll die Welt noch analog sein.

Ort der Moderne. Im Café Kralicek gibt es trotzdem kein Verbot für Notebook & Co. Schon deshalb, weil es grundsätzlich problematisch ist, so etwas wie gute Unterhaltung per Dekret erzwingen zu wollen.

Vor allem aber, weil so ein Laptop-Verbot ein Denkfehler ist: Es geht am Wesen des Kaffeehauses vorbei. Ein Café ist ja kein Museum, in dem die Uhren um die Jahrhundertwende angehalten wurden und kein Platz für die Moderne ist. Im Gegenteil: Das Kaffeehaus ist ganz nah dran am Puls der Zeit. Es ist ein Ort des Diskurses, ein Ort zum Lesen und – nicht zuletzt – ein Ort zum Schreiben.

Arbeitsplatz. Viele Autorinnen und Autoren fliehen vor der manchmal schreibhemmenden Intimität der eigenen vier Wände in den halböffentlichen Raum des Kaffeehauses. Abgesehen von Peter Handke, der seine Prosa mit Bleistift in von langen Wanderungen abgewetzte Notizbücher kritzelt, benützen Schriftsteller heutzutage meist ein elektronisches Schreibgerät. Da wäre es doch widersinnig, wenn sie das ausgerechnet im Kaffeehaus nicht verwenden dürften. Wer weiß, wie viele Meisterwerke nie geschrieben worden wären, wenn Peter Altenberg oder Joseph Roth schon am Laptop gearbeitet hätten.

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