Wünsch dir was: das Problem mit der Werbung
Adventfernsehen. Im Café Kralicek gibt es zwar einen Fernseher, aber der wird nur bei ausgewählten Sportereignissen (Ski alpin, große Fußballturniere) eingeschaltet – wann und wie lange, bestimmt ausschließlich der Chef. Trotzdem ist das Fernsehprogramm bei den Stammgästen immer wieder ein Thema. Sie verbringen ja nicht jeden Abend im Kaffeehaus, und wenn sie daheim sind, wissen sie dort nicht zuletzt zu schätzen, dass sie im Fernsehen schauen dürfen, was und wie lange sie wollen.
In diesen Tagen drehen sich die einschlägigen Diskussionen beinahe ausschließlich um das Werbefernsehen. Das liegt daran, dass wir Advent haben, und mehr Werbung läuft als im übrigen Jahr, zumindest kommt es einem so vor. Logisch wär’s, schließlich machen die Geschäfte im Dezember ja auch den meisten Umsatz. Der Trend, dass bei vielen Clips inzwischen nicht mehr ganz klar ist, für welches Produkt da überhaupt geworben wird, ist aber nicht nur für den Handel ein Problem. Auch für Konsumentinnen und Konsumenten kann es zum Dilemma werden.
Unerfüllbare Wünsche. „Mein Sohn identifiziert sich total mit dem Buben aus der A1-Werbung, der im Schulbus seinen Teddybären verliert“, klagt ein Stammgast. „Er ist untröstlich und wünscht sich zu Weihnachten jetzt genau so einen Bären.“ Seit Tagen klappert der Mann die Spielzeuggeschäfte der Stadt ab, findet aber kein passendes Stofftier. Für den Fall, dass die Suche erfolglos bleibt, hat er einen Plan B: „Dann kriegt er stattdessen halt ein Handy.“
Noch schwerer hat es einen anderen Stammgast getroffen. „Meine Frau wünscht sich eine dieser Kratzbürsten, an denen sich die Kühe in diesem einen Werbespot so genüsslich reiben“, sagt er mit leicht verzweifeltem Unterton. „Dass es da eigentlich um Fleisch mit AMA-Gütesiegel geht, kratzt sie nicht.“ Plan B wäre in diesem Fall ein Rückenkratzer. Oder eine Portion Streicheleinheiten mit ausgefahrenen Fingernägeln.
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