Wie man bestellt, so wählt man

Im Kaffeehaus gibt's kein Wahlgeheimnis. Die Kellner durchschauen alles
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Wahlbarometer. Das Wahlgeheimnis gilt selbstverständlich auch im Café Kralicek. Nur nützt das den meisten Gästen nichts. Auf Basis langjähriger Erfahrung können die Kellner ziemlich genau sagen, wen der Gast wählen wird. Vor Wahlen machen sie sich einen Spaß daraus, Hochrechnungen anzustellen, die so treffsicher sind, dass die Schwankungsbreite für die Mandatsverteilung nicht relevant ist. Wodurch verraten sich die Wählerinnen und Wähler?

FPÖ-Wähler: Harte Getränke in Kombination mit Energy-Drinks lassen auf unverbesserliche Strache-Fans schließen. Kickl-Anhänger sind tendenziell alkoholfrei unterwegs. Sie bestellen Obi gespritzt, betonen dabei aber ausdrücklich, dass sie alle anderen Spritzen ablehnen.

ÖVP-Wähler: Verraten sich nicht dadurch, was sie bestellen, sondern wie sie das tun: Es muss schnell gehen („speed kills“), dafür geben sie dann gern gutes Trinkgeld („Leistung muss sich lohnen“).

SPÖ-Wähler: Bestellen entweder „Spritzwein“ oder den ganz schweren, teuren Roten. Wer im Kaffeehaus eine Vorzugsstimme für Andreas Babler abgeben möchte, ordert ein Cola Rot.

Grün-Wähler: „Einen koffeinfreien Fairtrade-Latte mit Bio-Hafermilch. Und ein Ham and Eggs – aber vegan, bitte.“

Neos-Wähler: Konsumieren viel, beschweren sich beim Bezahlen dann aber über die hohen Lohnnebenkosten.

KPÖ-Wähler: Fragen die Kellner, was sie verdienen, und geben die Differenz zu ihrem Gehalt als Trinkgeld.

Bierpartei-Wähler: Bestellen ein Bier und wissen nicht, warum.

Und wen wählen die Kellner? „Keinen von denen.“

Kommentare