Warum die Printausgabe des Duden mitunter so wertvoll ist
Drucksache. Großes Hallo im Café Kralicek: Stammgast Konrad hat den neuen Duden mitgebracht, den er sich kürzlich gekauft hat. Seitdem gibt’s kein anderes Thema mehr im Lokal. Zuerst haben die Jungen gleich einmal gehöhnt: „Wer, bitte, kauft sich heute noch einen Duden? Wenn wir was brauchen, googeln wir das!“ – „Das mache ich hin und wieder natürlich auch“, erwidert Konrad. „Aber das ist doch kein Ersatz für den gedruckten Duden! Wenn ich dort ein Wort nachschlage, entdecke ich immer auch etwas, wonach ich gar nicht gesucht habe. Gerade vorhin hab ich im Duden zum Beispiel gelesen, dass das Wort Terrasse mit Doppel-r geschrieben wird, weil es auf terra, das lateinische Wort für Erde, zurückgeht. Jetzt werde ich Terrasse nie mehr nachschauen müssen.“
Aus demselben Grund sei es im Übrigen auch nach wie vor sinnvoll, Zeitungen auf Papier zu archivieren – und nicht nur Textdateien. „Nicht selten liest man auf der Rückseite des gesuchten Artikels nämlich etwas noch viel Interessanteres.“
Paterpeccavi. Ein anderer Gast hat irgendwo gelesen, welche Worte für die neue Auflage ausgemustert wurden und deshalb nicht mehr im Duden stehen – etwa „Bordürenkleid“, „Speckhals“ oder „Wellensalat“. Der Gast bedauert das: „Ich hätte gern gewusst, was das sein soll.“ Dafür hat Herr Konrad in seinem nigelnagelneuen Duden den Begriff „Paterpeccavi“ entdeckt, was so viel bedeutet wie „reuiges Geständnis“ und erstaunlicherweise nicht eliminiert wurde. „Es muss also irgendwo noch in Gebrauch sein.“
Boomer. Dass Herr Konrad ein Boomer ist, merkt man unter anderem daran, dass er „mitunter“ nicht als Synonym für „unter anderem“ verwendet, wie das seit einiger Zeit gang und gäbe ist. Als Erstes hat er im Duden daher „mitunter“ nachgeschlagen. Und erleichtert festgestellt, dass da in Klammer immer noch „bisweilen“ danebensteht. Der Duden ist halt auch ein Boomer.
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