Wenn Adventmarkt ist, geht das Geschäft im Café besonders gut
Kein Punsch! In der Nähe vom Café Kralicek gibt es einen Adventmarkt. Die Gastro-Hütten werden von den umliegenden Lokalen bespielt, und alle Jahre wieder wird der Chef vom Adventmarkt-Komitee gefragt, ob er nicht einen Punschstand übernehmen möchte. Die Antwort ist immer dieselbe: Nein, danke, will er nicht.
Weniger, weil ihm die Qualität zu minder ist – als Punschstandbetreiber könnte er ja selbst dafür sorgen, dass kein billiger Fusel in die Tassen kommt. Seine Verweigerung ist grundsätzlicher Natur. Er versteht nicht, was der Reiz daran ist, in der kalten Jahreszeit draußen herumzustehen und sich an alkoholischen Heißgetränken zu wärmen (was physiologisch eh illusorisch ist). Eine solide Grundskepsis gegenüber industriellem Kunsthandwerk, Holzspielzeug und Batikblusen kommt hinzu.
Saisonales Trinken. Als Geschäftsmann respektiert der Chef den Adventmarkt trotzdem. Offensichtlich wird hier ein Bedürfnis befriedigt, es wird ja niemand gezwungen, sich in Massen mit Häferln in der Hand durch enge Gassen zu zwängen. Und außerdem weiß er ganz genau: Nichts belebt das Geschäft von gut beheizten Lokalen besser als ein nahe gelegener Adventmarkt.
Die Menschen sehnen sich ja nicht wirklich nach kollektivem Frieren, sondern nach geselligem Zusammensein mit netten Artgenossen. „Gehen wir auf einen Punsch!“ ist nur die saisonale Variante von „Gemma noch was trinken?“
Viele Besucherinnen und Besucher des Adventmarkts erkennen früher oder später, dass sie das, was sie gesucht haben, anderswo viel angenehmer haben könnten. Und landen unweigerlich im Café.
„Wer klopfet an?“, fragt der Chef launig und sucht einen Tisch für die durchgefrorenen Gäste. Punsch gibt es im Café keinen, höchstens Tee mit Rum. Aber die meisten Adventmarktbesucher sind eigentlich eh ganz froh, dass sie endlich ein normales Seidl Bier oder einfach einen köstlichen Kaffee bestellen können. Halleluja!
Kommentare