Eine Koalition aus Kaffee und Milch, aber bitte ohne Nationalratspräsidenten

Im Café rennt der Schmäh: Einer bestellt „Dreier im Glas“, und der Große Schwarze heißt Nehammer
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Thema Nr. 1. Die Koalitionsgespräche sind natürlich auch im Café Kralicek ein Thema. Abgesehen davon, dass die Stammgäste sowieso gern politisieren, sind Regierungsbildungen deshalb ein besonders dankbares Thema, weil es dabei verschiedenste spannende Aspekte gibt.

Hier kommen nicht nur Hobbypolitikberater und Freizeitideologen auf ihre Rechnung, sondern auch Taktikfüchse und Spielertypen, Küchenpsychologinnen und Amateurpaartherapeuten. Besonders für Letztere ist eine Dreierkonstellation ein besonders ergiebiges Themengebiet.

Namenswitze. Die potenziell erste Dreierkoalition der Republik ist aber auch ein gefundenes Fressen für die Sprachspieljunkies unter den Stammgästen. Für eine Ampel fehlen die passenden Farben, und keiner der weltweit 195 Staaten hat schwarz/türkis-rot-pinke Landesfarben. Der Begriff „Zuckerlkoalition“ überzeugt im Café niemanden so recht, aber den Stammgästen ist bisher nichts Besseres eingefallen.

Dafür rennt zwischen Gästen und Kellnern umso mehr der Schmäh. Am Stammtisch bestellt einer gerade „Dreier im Glas“, daneben wird eine „Koalition aus Kaffee, Milch und Schaum“ (= Melange) geordert. In diesen Tagen ist es übrigens auch ganz normal, nach einem „Nehammer“ zu verlangen, wenn man einen Großen Schwarzen will. Und wer bei der Bestellung einer Sachertorte „Aber bitte ohne Ersten Nationalratspräsidenten!“ dazu sagt, meint damit „ohne Schlag“. Ein Witz, den man vielleicht erklären muss: Es handelt sich um eine Anspielung auf die Mitgliedschaft von Walter Rosenkranz in einer schlagenden Verbindung.

Ohne Schmäh. Man sieht: Die Wuchteln fliegen im Café momentan tief. Aber man kann nur hoffen, dass es auch unter den 300 Koalitionsverhandlerinnen und -verhandlern nicht immer bierernst zugeht. Ganz ohne Schmäh wird das nämlich nie was mit einer neuen Regierung.

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