Architekten und Satellitenschüsseln

Warum es manchen Leuten ziemlich egal ist, dass sie in von Stararchitekten erbauten Häusern wohnen.
Barbara Beer

Barbara Beer

Dieser Tage begab sich das Redaktionskomitee der Wiener Ansichten zu Recherchezwecken nach Schweden, berühmt für Elche und Kaffeepausen. Was die Schweden neben Kaffeekochen auch gut können, ist Design. Und hier kommen wir zu Josef Frank.

Der in Baden bei Wien geborene Architekt sah sich 1933 aufgrund des zunehmenden Antisemitismus gezwungen, Österreich zu verlassen, und emigrierte nach Schweden. Hier wurde er mit seinen unprätentiösen Möbel- und Textilentwürfen zur Design-Ikone, die heute Kultstatus hat. In Stockholm ist in zentraler Lage ein Platz nach ihm benannt. Sehr zu recht, denn Franks Entwürfe sind zeitlos schön. Das lässt sich auch von der Wiener Werkbundsiedlung berichten, deren künstlerischer Leiter Frank war. In der 1932 eröffneten Musterhaussiedlung bauten 33 Architekten 70 kleine Einfamilienhäuser. Neben Frank entwarfen dort Margarete Schütte-Lihotzky (die Erfinderin der Einbauküche), Josef Hoffmann und Adolf Loos. Sie alle planten auch Gemeindebauten für das Rote Wien der Zwischenkriegszeit. Nicht jeder davon ist heute so vorbildlich renoviert wie etwa Hoffmanns Klosehof im 19. Bezirk, wo jedes Detail, bis hin zu den originalen Hof-Lampen, stimmt.

Andere Bauten, ebenfalls von prominenten Architekten gestaltet, wurden etwa durch Kunststofffenster verschandelt, die an Hässlichkeit nur durch die omnipräsenten Satellitenschüsseln übertroffen werden (die man allerdings nicht der Stadtverwaltung anhängen kann, da sind schon die Mieter zuständig, und denen ist die fabelhafte Architektur ihres Gemeindebaus manchmal einfach wurscht).

Die Werkbundsiedlung wird seit Langem schrittweise hergerichtet. Nun war das Loos-Haus dran. Die Sanierung ist vorbildlich, ein Besuch der Siedlung empfehlenswert. Ein Mini-Museum erklärt vor Ort, wer welches Haus erbaute. Im Josef-Frank-Haus wohnt übrigens jetzt ein Beagle, der Besucher lautstark auf sich aufmerksam macht. Josef Frank, der zeitlebens eine entspannte Vision vom „glücklichen Wohnen“ propagierte, hätte wohl nichts dagegen gehabt.

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