Anstoß: Dominic Thiem - Das etwas andere Idol

French Open - Roland Garros
Warum ausgerechnet der stille, "normale" Tennis-Star Dominic Thiem zum Vorbild taugt.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Das Magazin GQ stellte einst die provokante Frage: „ Dominic Thiem ist die Zukunft des Tennis – also warum interessiert sich dann niemand für ihn?“ Die Antwort gab er in Paris höchstpersönlich: „Ich bin ein bisserl zu normal für einen Hype.“

Das Normale ist leider ein wenig aus der Mode gekommen in einer Sportwelt, in der sich Wettkampf und Unterhaltung immer weiter vermischen. Die Fußball-WM wird diesen Trend auf ein neues Niveau heben. Thiem passt trotz seines jungen Alters (24) nicht so recht in diese Welt. Als Vorbild taugt er dennoch – oder gerade deshalb. Weil Tennis bei ihm nach harter Arbeit aussieht. Sein Spiel hat weder die geniale Leichtigkeit von Federer noch die zermürbende Gnadenlosigkeit von Nadal. Auch fehlt seiner Laufbahn jenes tragische Element, das die filmreifen Karrieren anderer Sportidole des Landes kennzeichnet (Lauda, Muster, Maier).

Thiems Aufstieg ist geprägt von einer steilen Lernkurve und dem Willen zur Veränderung. Aus dem gestrigen Finale wird er ebenso die richtigen Schlüsse ziehen wie er es nach den Halbfinalniederlagen in Paris 2016 und 2017 getan hat.

Für die markanten Sprüche sorgt sein Trainer. Angesprochen auf den fordernden Saisonplan hatte Günter Bresnik einmal geantwortet: „Ich kenne niemanden, der durch Schonung besser wird.“ In diesem Sinne: frohes Schaffen.

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