Angeberische Adjektive

Die Liveübertragung des Bachmannpreises ist beste Fernsehunterhaltung. Und noch viel mehr.
Barbara Beer

Barbara Beer

Beim Bachmannpreis in Klagenfurt streiten sie gerade über Adjektive. Müssen wir erfahren, dass die Haut eines Eis glatt ist, wenn das Ei im Text weiter keine Rolle spielt? Ist es angeberisch, wenn eine Baumstruktur als „rhizomartig“ beschrieben wird? Und, ganz grundsätzlich: Ist die Frage, ob Adjektive ja oder nein, so was wie die Frage Beatles oder Stones?

Seit Mittwoch finden die 48. Tage der deutschsprachigen Literatur statt. Der Schlagabtausch, den sich die Jury hier liefert, ist stellenweise große Show. Neben Grundsatzentscheidungen zu Adjektiven geht’s um Dramaturgie, um Figurenentwicklung und darum, wer wann was schon gesagt und wer womöglich ein Trauma davongetragen hat. Der Bachmannpreis ist vielleicht die beste Unterhaltung, die es derzeit im Fernsehen gibt. Aber er ist auch viel mehr. Hier unterhält man sich öffentlich darüber, was Literatur ist. Nämlich die Teilnahme am Leben anderer Menschen. Man nennt das auch Mitgefühl.