Adventstimmung am Kippen

Adventstimmung am Kippen
Spätestens wenn der Kratzbaum kommt, droht die liebevolle Adventstimmung zu kippen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Adventstimmung empfindet jeder aus anderen Gründen. Daria sind zum Beispiel die Kerzen egal. Dabei warnte uns die Züchterin ausdrücklich, dass Beagles gern Wachs fressen würden, was aber lebensgefährlich sei. Seltsamerweise hatte die immerhungrige Daria nie Appetit auf Wachs (obwohl sie bei kulinarisch fragwürdigem Streetfood wie Taubendreck und Pizza-Pizza ungehemmt zuschlagen würde, wenn ich sie ließe).

Daria kommt immer dann in Adventstimmung, wenn gebacken wird. Seit Jahren hofft sie auf den barrierefreien Zugang zu den frisch getunkten Keksen.

Und seit Jahren probieren wir diverse Keksschutzprogramme aus. Vom Schicht-Schmiere-Stehen nach dem Glasieren (dabei verschwinden dann komischerweise doch immer Kekse, obwohl Daria es nicht gewesen sein kann, weil der jeweilige Schmieresteher ja darüber wacht, dass sie nicht in die Nähe kommt) bis zum Aufbocken des Tisches, auf dem die Kekse liegen (auch da verzeichnen wir einen magischen Schwund, und weil Daria vermutlich nicht unbemerkt einen Schemel holt, die erhöhte Tischplatte erklimmt, Kekse frisst, und den Schemel wieder zurückbringt, weiß ich auch nicht, wohin die Kekse verschwinden).

Naturgewalt am Werk

Besonders stimmungsvoll findet Daria den Advent, wenn endlich wieder ein Kratzbaum ins Haus kommt. Sie ist keine Katze, also kratzt sie nicht mit den Krallen am Baum, sondern sie kratzt sich selbst mit dem Baum. Es dürfte sich da um eine Art Selbstakupunkturtechnik handeln: Daria schleicht sich an, duckt sich unterhalb der Äste, plötzlich fängt der Baum zu wackeln an. Da der Rest der Einrichtung ruhig steht, kann es kein Erdbeben sein. Es ist eine andere Naturgewalt am Werk: unser Hund. Daria reibt sich an den Nadeln, dreht sich wild im Kreis, schüttelt sich, macht in rascher Abfolge Gymnastikübungen – Katzenbuckel und abschauenden Yoga-Hund. Erst wenn genug Nadeln in ihrem Fell stecken, legt sie sich zufrieden in ihren Korb. Und wenn wir Glück haben, steht der Baum noch.

Eine Leserin, Ersthundebesitzerin, fragt, wie man den Baum vorm Welpen schützt. Ganz einfach: Wenn Sie Christbaum und Nerven schonen wollen, steht der Baum im ersten Jahr auf einem Tisch. Alles andere führt zu unvergesslichen Weihnachten, und das muss ja nicht sein.

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