Das Wohnzimmer ist jetzt mein Trainingsraum

Der Tennisprofi funktionierte das Familien-Wohnzimmer zum Trainingsraum um
Telefoninterview mit dem Rollstuhl-Tennisprofi Nico Langmann, der nun schon für die paralympischen Spiele qualifiziert ist.

Irgendwann die Woche poppt auf Facebook auf gratuliere Nico Langmann und 7 anderen zum Geburtstag. Mit den Wünschen an ihn verbinde ich die Frage, wie’s einem Sportprofi wie ihm, noch dazu einem jungen, der sicher nicht das volle Fitness-Studio zu Hause hat, mit #stayathome/#bleibzuhaus geht und ob er dazu bereit wäre, ein Interview zu geben.

„Hey heinz! Ja wenn du denkst das gibt was her, würds mich freuen!!! Ich werd morgen vm fotos machen und dir schicken, können dann gern telefonieren!“

Also warten aufs Trainings-Ende oder vielmehr eine Pause und dann das Interview.
"Du hast mir in einem früheren Interview gesagt, dass du gut 40 Stunden pro Woche trainierst. Was machst du jetzt, wenn du nicht aus dem Haus kannst?
Naja, das war meine Art des Hamsterkaufs. Als bekannt wurde, dass es Ausgangsbeschränklungen geben wird, bin ich zu einem großen Sportartikel-Supermarkt gefahren und hab eingekauft: Ergometer, Gewichte und noch alles Mögliche.

Wofür genau?
Damit kann ich jetzt auch zu Hause Ausdauer und Kraft zu trainieren. Sonst konnte ich diese Einrichtungen beim Bundesheer nutzen.

Stimmt, du brauchst ja die Kraft in beiden Armen – einem für den Tennisschläger, aber auch um den Rolli flott zu bewegen.
Ja, von der Kraft her, komm ich wahrscheinlich stärker zurück -
ich werd als Viech wieder zurückkommen auf den Platz.

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Aber geht dir nicht das Tennisspielen ab?
Klar, da geht’s ja dann nicht nur um Kraft und Ausdauer, sondern auch um Koordination. Dafür hab ich jetzt jonglieren gelernt. Ich schau halt, dass ich von allem so viele wie möglich machen kann.

Hast du dafür überhaupt genügend Platz in der Wohnung?
Naja, das Wohnzimmer ist jetzt fast nur mehr Trainingsraum, meine Mama ist damit eh nicht so happy.

Und trainierst du dann einfach drauf los?
Natürlich nicht, das ganze Team um mich herum
herum (zu dem auch Dominik Thiems Trainer, dessen Vater Wolfgang federführend gehört), sind ja ständig in Kontakt, die haben wir wie sonst auch einen Trainingsplan erstellt und wir telefonieren oder schreiben uns, wie’s mir dabei gegangen ist und geht.

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Und wie geht’s dir mit dem Nicht-raus-können?
Ich hab in meinem Schädel drin, aus allen Situationen das Beste zu machen. Und ich schätze, dass ich jetzt Zeit für anderes habe.

Wofür zum Beispiel?
Ich lese viel wozu ich sonst mit all den Turnieren nicht komm. Da ist jetzt auch ein bissl Druck weg und ich kann durchatmen.

Früher hab ich gern gezeichnet, das hab ich aber schon ewig nicht mehr gemacht und jetzt wieder begonnen. Und ich schreib Tagebuch. Im Hinterkopf hab ich auch noch immer den Floh, den du mir ins Ohr gesetzt hast, ein Buch über meinen Weg zu schreiben, das auch anderen Mut machen kann. Und jetzt komm ich dazu, beim Nachdenken auch viele kleine, lustige Begebenheiten aufzuschreiben, die mir sonst vielleicht durch die Finger rinnen würden.

Eigentlich ist ja widersinnig, aber derzeit fühl ich mich fast freier ohne den strengen Turnierplan – noch ;)

Happy birthday, lieber Nico!

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