Unter dem Mist blühen die Rosen, etwa Ingrid Bergmann

Christoph Prückner, Régis Mainka und Sophie Prusa in "Traum eines Müllmanns"
„Traum eines Müllmanns“, eine schräg-witzige 3-Personen-Tragikomödie tourt durch Wiener Bezirke.

Ein Trio, jeweils gekleidet in dunkle Overalls betreten die Bühne, auf der einsam und verlasse, mit eingedepschtem Deckel ein großer schwarzer Mistkübel – eine jener Tonne, wie sie in Wiens Häusern oder Höfen stehen – wartet. An einem Mikrofonständer im Hintergrund hängt als Farbtupfer in der Tristesse eine rote Plüschjacke, an einem zweiten eine rot-weiß-getupfte Krawatte.

In „Traum eines Mülmannes“, ein 3-Personen-Stück, das bis 12. Oktober 2020 durch viele Wiener Bezirke tourt (jeden Abend woanders), tauchen wir als Publikum ein in eine schräge, amüsante, und doch so tragische Geschichte, die obendrein mitunter kritische gesellschaftspolitische Anspielungen und philosophische Gedanken enthält.

Irgendwie verträumt, ja fast entrückt, als wäre er gar nicht von dieser Welt geht Christoph Prückner, bärtig mit leicht verstrubelten Haaren als Mistkübler an sein Tageswerk. Und dabei ist’s gar nicht so sehr der Alk, den er schon zu brauchen scheint. Die kleinen Schnapsfläschchen leert er immer bei der Begegnung mit der herb-liebevollen Kantinenwirtin Rosa, erdig in Wiener Dialekt gespielt von Sophie Prusa (Pruša). Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr tiefer, dann kommt ein Ungustl-Chef daher. Auch wenn er bisher mit Müll sozusagen Gold gescheffelt hat, diese Umweltbewegung mit Müllvermeidung und Recycling, macht das schwierig(er). Und so beginnt der Boss, obendrein Schlägertyp, Personal rauszuwerfen. „Natürlich“ trifft’s zuerst „unseren“ Müllmann Viktor  (der Name bedeutet bekanntermaßen Sieger) – die Namen tauchen meist erst spät im Spiel auf.

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Der Chef, Herr Groß-Mann, wird von Régis Mainka als Art lebendig gewordene Comic-Figur gespielt. So manche klassischen Sprechblasen kommen als Geräusche von Prusa im Hintergrund am Mikrofon erzeugt. Régis Mainka schlüpft imemr wieder aber auch in die Rolle des Kellners in einem letztklassigen Wirtshaus oder die eines drogenschnüffelnden Schweizer Zöllners.

Da kommt wie Dea ex machina ein (Alb-)Traum-Angebot daher. Noch dazu von einer attraktiven, koketten Dame. Luzia – mit Teufelshörner, ebenfalls von Sophie Prusa – mit nicht näher definiertem, aber eindeutig osteuropäischem Akzent umwerfend gegeben. Nur ein kleiner Transportauftrag. Aber höchst lukrativ bezahlt … Dass an der Sache was faul ist, reichen alle kilometerweit gegen den Wind. Einer nicht, eh klar…

Und obwohl‘s tiefer und tiefer geht, behält sich der Müllmann seine entrückte Art. Blüht immer dann auf, wenn er auf eine Rose trifft. Die liebt er nicht nur, er ist Fachmann, weiß dass sie keine Dornen sondern Stacheln haben und kennt unzählige Sorten. Die erste, die er im rund 5/4-stündigen Stück zu erkennen meint, heißt Ingrid Bergmann. Und die Reminiszenz an eine großartige Filmschauspielerin hat Bernd Watzka, Autor des Stücks (Regie: Ursula Leitner), nicht zufällig in den Text geschrieben. Andere Filme, die frühen des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäkis hätten ihn beim „Traum eines Müllmannes“ inspiriert, schreibt er im Programmzettel.

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