Wie Castings Jugendliche verarschen

Wie Castings Jugendliche verarschen
"Creeps" in einer neuen, jungen Version im Theater Akzent (Wien)

Du bist nur was, wenn dich alle im TV sehen – eines, wenn nicht DAS Erfolgsrezept von Castings-Shows. Da freuen sich sogar solche, die in anderen Sendungen verarscht werden und rufen stolz Freund_innen an: "Du, gestern war ich zehn Mal im Fernsehen…". Ob Star oder Möchtgern-Sternchen – diese Shows bilden die Plattform dafür. Gekonnt setzt sich das Stück "Creeps" mit diesem Business auseinander, bei dem die Jugendlichen, die sich große Karrieren erhoffen, zumeist ziemlich verschaukelt werden. Vor rund  zehn Jahren von Lutz Hübner geschrieben, ist es noch viel aktueller geworden. Da produziert sich ein einstiger Ghetto-Rapper, mittlerweile zum angepassten ORF-Star gewordener Typ, als Retter von Jungs aus dem Elend. Auf Kosten dieser. Und der Sängerinnen, die er aufgrund ihres Aussehens ausgesucht haben dürfte.
Nach einer Version des Theaters der Jugend vor drei Jahren kommt das Stück um drei Mädchen, hier Maren, Petra und Lilly, die sich jede schon als Moderatorin der neuen Show "Creeps" gesehen hatten, nun nach Bruck an der Leitha und Purkersdorf (NÖ) sowie anschließend auf die Probebühne des Wiener Ronacher. Eine Produktion des Vereins "Jugendstil – Theater, Kunst und Kultur für Jugendliche".

Überzeugendes Spiel

Wie Castings Jugendliche verarschen

Alle drei spielen ihre jeweiligen Rollen sehr überzeugend, wie sich der (Kinder-KURIER bei einer der letzten Proben im Wiener Raimundtheater überzeugen konnte. Da ist die (scheinbar) völlig toughe Lilly (Sophie Prusa). Die braucht den job nicht, will aber endlich einmal ihr Ding alleine durchziehen, ohne Vermittlung des steinreichen, überall Kontakte hin habenden Papi. Das genaue Gegenteil gibt Susanne Preissl als Maren. Eher schüchtern, übernervös. Aber sie will, nein braucht unbedingt die vermeintliche Moderatorinnenstelle, denn wie sie gegen Ende gesteht, hat sie ihr Studium längst geschmissen, die Mutter erzählt schon überall herum, dass die Tochter "beim Fernsehen ist". Die dritte im Bunde ist Petra (Sophie Berger), leicht bis mehr überdreht, Marke outrierende Rampensau.
Jede der drei tanzt im Studio im Bewusstsein an, als DIE Moderatorin geladen worden zu sein. Schon die Anwesenheit zweier anderer irritiert sie mehr oder weniger. Also Casting. Immer wieder kommen aus dem Off Anweisungen von Arno (Philipp Bernhard) was die Mädels vor- und aufführen sollen.
Und natürlich spielt sich viel, sehr viel an aufkeimendem und immer stärker werdenden Konkurrenzkampf zwischen den dreien ab. Und damit geht’s den "Sendungsverantworlichen" letztlich. Um die Emotionen noch weiter hochzuschaukeln und vor allem die coole Lilly zu "brechen", lässt die Regie die Regler offen, die drei hören, wie über sie hergezogen wird. Und kriegen den  Rohschnitt vorgeführt – mit einer längst ausgewählten Moderatorin Kathleen (Sophie Aujesky), sie selbst und ihre emotionalen Ausbrüche sind lediglich Part des Trailers. Diese Verarschung verbindet sie – Showdown, starker Schlusspunkt des Trios!

Infos

Creeps - ein Theaterstück von Lutz Hübner
Regie: Tamara Hattler
Es spielen: Sophie Berger, Susanne Preissl, Sophie Prusa, Philipp Bernhard, Sophie Aujesky

Theater Akzent, 1040, Theresianumgasse 18

9. November, 10.30 Uhr, Schulvorstellung,
ermäßigter Preis für Schulgruppen - Info 01/ 501 65 3303.
9. November, 19 Uhr, Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung.
Preise:  Euro 20,-/18,-/16,-/14,-

 

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