Neugierig auf Neues, Fremdes

Szenenfoto aus "Nelson in Afrika"
„Nelson in Afrika“, Teil 3 der Reise eines neugierigen, abenteuerlustigen Pinguins - Wiener Gastspiel diesmal im Dschungel.

Pinguine haben Hochsaison im Kindertheater. Freitag Abend wurde bei der Stella-Gala „an der Arche um acht“ in einer Version des Vorarlberger Landestheaters mit dem Preis fürs beste Kindertheaterstück in der abgelaufenen Saison ausgezeichnet. Das von Dutzenden Theater(gruppen) gespielte Stück dreht sich um die großen (Glaubens-)Fragen des Lebens - wie im Brennglas in der „Nussschale“ dreier Pinguine, die fast den Einstieg in die Arche vor der großen Sintflut verpassen. Für diesen Preis war auch das Stück war auch das Stück „Pinguin People“ vom Grazer Theater Abou nominiert und die Musik dazu - von Michael Merkbuch - obendrein noch in der Kategorie für die beste Musik.

Nelsons Reise, Teil 3

Neugierig auf Neues, Fremdes
Szenenfoto aus "Nelson in Afrika"
Und dieses Wochenende startete im Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier, eine Aufführungsserie des Theaters Steudltenn mit dem dritten Teil der (Reise-)Abenteuer des Pinguins Nelson.
Schon der Wechsel des Spielorts in Wien ist ein Gewinn. In der nach oben ansteigenden Publikumsgalerie sehen alle Kinder gut auf die Bühne, die noch dazu nicht im bisherigen Wiener Gastspielort damit nur fast zweidimensional bespielt werden kann. Regisseur und Autor (auch der dazugehörigen Bilderbücher) Haken Hirzenberger lässt Nelson neugierig auf Entdeckungstour watscheln - und Sophie Berger, dessen Darstellerin - immer wieder auf Heelys (Schuhe mit kleinen Rollen im Absatzbereich) rollen. Im ersten Teil will er ans andere Ende der Welt, um Eisbären, die vom Aussterben bedroht sind, kennen zu lernen. Auch wenn alle ihn vor den Fressfeinden warnen. Am meisten warnen dir vor Fremden, die noch nie Kontakt zu welchen hatten. Kommt doch nicht so unbekannt vor, oder?!
Natürlich freundet sich Nelson mit einem der weißen Bären an, Gabriel mit Namen. Mit ihm erlebt er auch im zweiten Teil das Abenteuer Großstadt, in New York - mit seltsam spitzen, schroffen Klippen aus Beton und Glas und Wesen, die mit anderen sprechen, ohne dass die da sind, in dem sie in so kleine Kästchen hinein reden…

Afrika von Nord nach Süd

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Szenenfoto aus "Nelson in Afrika"
Und nun im dritten Teil landet das Schiff mit Nelson und Gabriel in Alexandria, Ägypten. Wüste, Kamele - herrlich gespielt ein Dromedar und ein Trampeltier von Sophie Prosa und Sabrina Rupp - mit dichterischer Freiheit der Legende von den Höckern als Wasserspeicher, was sie nicht wirklich sind. Irgendwie packt den Pinguin eine bislang nicht bekannte Art von Heimweh. Glück, dass dies in Afrika passiert. Auf der Reise nach Süden treffen Nelson und Gabriel (Andreas Haun), der unter der Hitze noch viel mehr zu leiden scheint als der Pinguin, den wunderbar stolzierenden Flamingo Pedro (Dennis Oliver - der später noch den König der Löwen Owowomba gibt) und nicht zuletzt das Bürstenhörnchen Borste (Sabrina Rupp). Zur übergroßen Freude von vor allem Gabriel machen sie auf ihrer Reise auch Zwischenstopp auf dem schneebedeckten Kilimandscharo. Wie schon in vorangegangen Teilen taucht auch wieder die Häsin Yasmin auf, von Beruf Flugbegleiterin, eine allerdings leider sehr klischeehaft gestrickt angelegte Rolle. Natürlich landet die Reisegruppe am Ende in Südafrika, wo Nelson auf einen Brillenpinguin trifft.

Und woran glaubst du?

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Szenenfoto aus "Nelson in Afrika"
Während so einer langen Reise, auch wenn sie nur 50 Minuten dauert, ergeben sich natürlich auch immer wieder tiefgreifende Gespräche der Reisenden, zum Beispiel woran sie glauben. Die einen an die Vorfahren, der Eisbär „an die Eisbärin und den nächsten Fisch“. Aber in einem der zwischendurch gesungenen Lieder heißt es wunderbar: „Es ist so schön, wenn man glauben kann, woran man will!“ - womit sich der Bogen zum eingangs beschriebenen Stück über die großen (Glaubens-)Fragen in „An der Arche um acht“ wieder schließt.
Und es wird, so lässt Autor und Regisseur in einem kurzen Gespräche mit dem Kinder-KURIER anklingen, wird das nicht Nelsons letzte Reise gewesen sein. Wohin die nächste führt, will er aber noch nicht verraten, wobei es so klingt, als tüftle er selbst noch daran, ob sie durch Raum oder eher durch Zeit gehe. Sicher scheint nur eines: Wieder werden die Reisenden neugierig und offen für Neues, Fremdes sein!
Neugierig auf Neues, Fremdes
Szenenfoto aus "Nelson in Afrika"
Nelson in Afrika
STEUDLTENN
Schauspiel, 50 Minuten, ab 4 Jahren

Autor, Regie: Hakon Hirzenberger
Darsteller_innen:
Nelson, Königspinguin: Sophie Berger
Gabriel, Eisbär: Andreas Haun
Pedro, Flamingo/Owowomba, Löwe: Dennis Oliver
Dromi/ Desmond/ Yasmin, Häsin: Sophie Prusa
Trami/Borsti/Franz Ferdinand, Brillenpinguin: Sabrina Rupp

Bühne: Gerhard Kainzner
Kostüm: Andrea Bernd
Videoinstallation: Bernd Kranebitter
Musik: Andy Baum
Regieassistenz: Nadja Prader
Produktionsleitung: Bernadette Abendstein

Wann & wo?
Bis 26. Oktober
Dschungel Wien, 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01)522 07 20-20
www.dschungelwien.at

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