„Parkour war für mich befreiend“

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Kinder-KURIER-Interview mit Parkour-Sportlerin und -Trainerin Denise Riebel.

Denise Riebel (27), die hier Kindern Parkour näher bringt, betreibt diesen Sport seit vier Jahren, „ich hab damals als Ausgleich zum Krafttraining (Gewicht heben, stemmen, nicht wettkampfmäßig, nur für mich, um stärker und selbstbewusster zu werden) begonnen, weil man da sehr starr ist und sich nur in bestimmte Richtungen bewegt. Parkour war auch befreiend, weil man’s draußen macht und ich bin dadurch etwas beweglicher geworden.“

Bewegst du dich dann nur mehr parkour-mäßig durch die Stadt?
„Manchmal ja. Im Grunde geh ich schon ganz normal aber manchmal wenn ich so Sachen sehe wie Fahrradständer, die reizen mich dann schon so sehr, dass ich mich gern drüber schwinge. Und bei fast allem was ich sehe, ob Zaun oder Mauer, da rennt dann in meinem Kopf schon ab, was ich da alles machen und wie ich drüber kommen könnt. Und manches Mal probier ich’s schon auch aus.“

Worauf kommt’s beim Erlernen von Parkour an?
„Es gibt gewisse Techniken, zum Beispiel nicht knallhart auf den Fersen zu landen. Hier ist alles weicher, federnder. Du landest auf den Ballen, federst nach. Oder zum Beispiel das Abrollen. Die normale Turnrolle machst du ja gerade über die komplette Wirbelsäule. Das wäre auf dem Asphalt eher weniger ratsam. Da rollst du dich diagonaler ab. Für all das gibt’s bestimmte Techniken. Dazu wär’s gut, sich an Leute zu wenden, die das schon können.“

Muss man sich jedes Mal vorher aufwärmen, braucht es Schutzkleidung?
Da gibt es geteilte Ansichten. Knieschützer und Helm würd‘ ich so nicht sagen, weil wenn man so Angst hat, dass man’s draußen nicht machen möchte, dann geht man in den Turnsaal, wo’s gesichert und weich ist. Ansonsten macht man das einfach so draußen.

Aufwärmen?
„Ich wärme gerne auf. In den Kursen wärmt man gemeinsam auf, eine halbe Stunde oder sogar länger, damit wirklich die Gelenke warm sind, das wäre schon wichtig.“

Wo lernst du neue Bewegungen, „Tricks“ - von anderen oder über YouTube-Videos?
„Ich hab mich immer an echte menschliche Kontakte gehalten. Ich find YouTube toll, sehe da viele Sachen, die find ich toll, aber ich sehe dann nicht ganz genau, wie die das machen. Das ist mir zu gefährlich. Ich geh zu Leuten, die länger in der Szene sind und hol mir da gerne selber Hilfestellung.“

Wie bist du dazu gekommen, Trainerin zu werden?
„Das hat sich so ergeben. Ich hatte schon die Fitness-Trainer/nnen-Ausbildung – für alles, für Personal Trainer, Reha (Rehabilitation) usw. Als ich dann Parkour gemacht habe, hab ich mich auch in dieser Richtung weiter ausgebildet.“

Was macht mehr Spaß, den Sport selber auszuüben oder andere darin zu trainieren?
„Grundsätzlich macht’s mir immer Spaß, unterrichten noch mehr. Beim Ausüben gibt’s manchmal Frust, weil ich gern mehr können würde. Meistens ist das aber Kopfsache. Du musst die Hindernisse im Kopf ausschalten. Der Körper könnt beispielsweise irgendwelche Hupfer machen – vom Können her, nur der Kopf blockiert: Oh, mein Gott, das ist irgendwie zu weit, oder zu hoch... Du musst diese Hindernisse erst im Kopf überwinden, dann geht’s in der Realität auch.“

Du hast kurz die spannende Geschichte von Parkour erwähnt...
„Kurz gesagt handelt es sich um eine Fluchttechnik, sie kommt aus Vietnam. Ein französischer Soldat (
Raymond Belle, seinem Sohn David Belle) hat sie seinem Sohn weiter gegeben, der hat’s in Frankreich dann betrieben und öffentlich gemacht. Von dort ist Parkour dann praktisch in die ganze Welt übergeschwappt. Es geht im Grund um Flucht, also gut und schnell Hindernisse überwinden zu können ohne großartige Spirenzchen. Das ist auch ein Unterschied zu Freerunning – dort geht’s auch um Salto, Flic Flac usw.“

http://www.parkour.at/

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