Kinder und Jugendliche mit an der Macht
„Das Wichtigste ist, dass wir als Jugendliche auch in solche Entscheidungen miteinbezogen werden“, ist die erste spontane Antwort von Barbara, Lehrling und Berufsschülerin auf die Frage des Kinder-KURIER-Reporters. Eben hat sie – mit ihren Kolleginnen und Kollegen des dritten Lehrjahres der Berufsschule für Bürokaufleute über „Chancen & Zukunft“ über Vorschläge der Stadt Wien zu diesem Bereich diskutiert.
Am 30. Geburtstag der UNO-Kinderrechtskonvention hatte die Stadt rund 230 Kinder und Jugendliche in den Festsaal des Wiener Rathauses eingeladen. Kids – vom Kindergarten über Volks- bis zu Mittel- und Berufsschulen – verwandelten den Saal samt Nebenräumen des Wiener Rathauses in ein lebendiges, buntes Diskussionsbiotop. Sie besprachen Maßnahmen wie Wien kinder- und jugendfreundlicher werden könnte.
Einerseits war das der Abschluss des größten Mitbestimmungsprojekts und andererseits Auftakt in Richtung Verwirklichung konkreter Maßnahmen.
Abschluss und Auftakt
Seit mehr als einem halben Jahr haben insgesamt rund 22.500 Kinder und Jugendliche in mehr als 1300 Workshops der Aktion „Werkstatt Junges Wien“ in Schulen, Kindergärten, Jugendzentren, sozialpädagogischen Wohngemeinschaften und anderen Einrichtungen selber Ideen gesammelt. Mit diesen Zehntausenden Ideen haben sich alle Abteilungen der Stadtverwaltung und -politik beschäftigt. Aus den Wünschen, Anregungen und Forderungen der jungen BewohnerInnen Wiens haben die Dienststellen und Abteilungen insgesamt 45 Maßnahmen in neun Themenfeldern erarbeitet: Auszüge im Berichten rechts unten.
Spezielles Budget & App
Für mehrere dieser Bereiche – Spielplätze, Schulen usw. – verlangten Kinder und Jugendliche vor allem, dass sie bei Planung aus Ausführung gefragt werden wollen. Außerdem sollen auf der Basis der Vorschläge Leitfäden für Wohn- und Schulbauplanung erstellt werden.
Bei „Mitsprache & Meinung“ schlägt die Stadt Wien u. a. vor, dass Geld im Stadtbudget für Ideen von Kindern und Jugendlichen vorgesehen wird. Junge Leute sollen selber über die Verwendung abstimmen. Dafür wird eine App programmiert, mit der „alle Kinder und Jugendlichen in Wien in verständlicher Sprache wichtige Infos bekommen“ und auch „digital an Abstimmungen und Umfragen teilnehmen können“.
Auf Augenhöhe
Gleich zu Beginn und am Ende bei der Präsentation der Arbeitsgruppen saßen, hockerlten, knieten sie auf dicken Teppichen, die dafür ausgelegt worden waren. Mit ihnen auf Augenhöhe bewegte sich Stadtrat Jürgen Czernohorszky, der unter anderem für Kinder und Jugendlihe zuständig ist.
Später debattierten Kinder und Jugendliche – solche die an den oben genannten Workshops teilgenommen hatten, aber auch andere – die vorgeschlagenen Maßnahmen. Viele der Vorschläge ergänzten sie, also „Hausaufgaben“ für die Dienststellen und Abteilungen der Stadt. Daraus wird einen Kinder- und Jugendstrategie erarbeitet, die so der Stadtrat zum KURIER, im Frühjahr vorgestellt wird. „Das ist aber nicht das Ende, auch dieses Strategie und Maßnahmen werden danach laufend von Kindern und Jugendlichen überprüft werden“, versprach Czernohorszky.
Digital in die Gegenwart und Zukunft
Zurück zur eingangs schon zitierten angehenden Bürokauffrau Barbara. Für „Chancen und Zukunft findet (nicht nur) sie, dass „Schulen endlich mit Computern, Smartboard, Tablets usw. so Top-ausgestattet werden müssen, wie es dem 21. Jahrhundert entspricht“.
Ihrem Kollegen Daniel war ein anderer Vorschlag zu diesem Themenfeld besonders wichtig: Jugendliche sollten bestmöglich unterstützt werden, wenn sie selbstständig wohnen wollen.
Mit Vorbereitungszettel
Emily aus der dritten Klasse der Offenen Volksschule am Kaisermühlendamm 2 zieht aus ihrer Hosentasche einen mehrfach gefalteten Zettel, streift ich auseinander und verrät dem Kinder-KURIER: „Sofia, Elias, Annaoraz und ich haben uns gestern vorbereitet für heute und ein paar Forderungen aufgeschrieben: Wir brauchen mehr Bäume, weniger Plastik, Tierschutz, mehr Spielplätze und weniger rauchen“ liest sie auch gleich die Wünsche ihrer Gruppe vor – und stellt sich gleich mit allen Kolleg_innen der 3a und der 3b der genannten Schule zu einem Gruppenfoto auf.
Aus dem Bezirks-Jugendparlament
Esther, Kevin, Jasmina und Veidil kamen über das Jugendparlament ihres Bezirks (Wien 2 – Leopoldstadt) zu der jungen Konferenz im Rathaus. Mobbing und dass Polizistinnen und Polizisten besser geschult werden im Umgang mit Jugendlichen ist Esther ein besonderes Anliegen. Kevin und Jasmina hätten gern bessere und klarere Regeln für Scooter- und Skateboard-Fahrer_innen und Veidil wünscht sich beim Thema Sicherheit weniger Betrunkene in der U-Bahn.
App und Smart-Wohnungen
Dass die App für Kinder und Jugendliche wirklich kommen soll, hoffen Mohammad, Samim, Wisam, Safian und Davida aus dem Jugendcollage Interface. Ein zweites wichtiges Anliegen sind ihnen die vorgeschlagenen Smart-Wohnungen als günstige Wohnmöglichkeit für Jugendliche.
schauTV-Gespräch mit dem Wiener Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs
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