Jugendstück vorerst nur als Video: Caro, die Star-Kickerin

Zwei Schauspielerinnen und zwei Fußbälle
„Theater Jugendstil“ erarbeitete „Top Kick“ – und kann es real auf Bühnen erst im Juni spielen. Eine Aufzeichnung des fertigen Stücks für Schulen in Bruck (NÖ), wo es gleich nach den Semesterferien gespielt worden wäre.

Ausschnitt aus der Garderobe eines Teamsports, nach dem Titel des Stücks „Top Kick“ zu schließen, natürlich Fußball. Schwarz-weiße Dressen. Sturm-Graz? Nein, da in Wien und Niederösterreich gespielt wird – werden soll: im Juni dann, Sport-Club. Ein Traditionsverein. Hat auch schon bessere Zeiten erlebt. Spielt – bei den Männern – das „Derby der Herzen“ gegen/mit Vienna. Hat aber ein starkes, engagiertes Frauen-Team. Motto: „Liebe voller Herzen“. Das hier aber nur so nebenbei, denn im genannten Stück geht’s um Caroline Bender. Die Caro. Der Star.

Zweifel

Knapp, knackig, in kurzen Sätzen – was hier einleitend auch versucht wurde nachzuspielen – erfahren wird in dem rund einstündigen Stück, dass sie die beste Nachwuchsfußballerin ist, die Torjägerin, aber eben nach einem Spiel allein in der Garderobe ist, nachdem sie kurz zuvor in einem entscheidenden Match in letzter Minute einen Elfer an den Pfosten geschossen hat. Wäre er im Netz gelandet, hätte ihr Team gewonnen. Außerdem steht sie vor einem möglichen Wechsel aus der Unterklasse in ein besseres Team in einer höheren Liga – mit Aussicht auf eine mindestens nationale, wenn nicht internationale Karriere.

Aber ist sowas überhaupt wünschenswert? Zahlt es sich aus, auf Leben abseits des Fußball- oder Trainingsplatzes zu verzichten? Welche Härte willst du ertragen?

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Lästige Cora taucht auf

Aber da ist auf einmal Cora in der Garderobe, spricht, nein keppelt Caro an. Wirkt zunächst wie eine urlästige aber sehr investigative Journalistin der Lokalzeitung. Weiß alles über Caro. Auch dass, sie jetzt gar nicht so freiwillig allein in der Kabine ist, sondern die anderen was trinken gegangen sind, und das bewusst ohne sie!

Nach und nach gibt Caro preis, dass sie sich besser fühlt wie die anderen – was sie spielerisch sein dürfte. Aber sie lässt’s halt ständig raushängen, die anderen spüren – das „verrät“ uns Cora. Die weiß so viel über Caro, so kleinste Details, dass bald klar ist, sie ist die abgespaltene, nach außen eine zweite Schauspielerin gewordene innere Stimme Caros – und zwar die skeptische, die doch so manches hinterfragende…

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Frauenfußball

Aber natürlich – leider immer noch notwendig ;( - verhandelt das Stück auch das weite Feld des Themas Frauen und Fußball: Davon, dass dieser Sport noch immer von vielen nicht für voll genommen wird, selbst so manche Profi-Kickerin noch einen anderen Job machen muss, um genug Einkommen zu haben, während männliche Kollegen mitunter um astronomische Summen Vereine wechseln. Bis hin zu Belustigungen und Belästigungen – einige verbale des obersten internationalen Fußball-Funktionärs werden mit seiner Gesichtsmaske zitiert.

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Team

Mit diesem Stück feiert die junge Gruppe „Theater Jugendstil“ das 10-Jahr-Jubiläum von Stücken für Jugendliche. Geschrieben hat es „Hausautor“ Raoul Biltgen, Regie führt – auch nicht zum ersten Mal – Paola Aguilera. Auf der Bühne – wenn vorerst leider auch nur im Video – zu sehen sind Jasmin Shahali als Caro und das sehr überzeugend. Sophie Berger als ihr Alter Ego gibt eine manchmal überdrehte Cora.

Thorsten Drücker hat Musik und einen starken Schluss-Song für „Top Kick“ geschrieben: „Du musst Dir nur selbst vertrauen – Dazu brauchst Du - Nichts weiter als Selbstvertrauen“.

Schülerliga und Jugend-Nationalteam

Erstere hat tatsächlich, wie sei dem Kinder-KURIER nach einem Probenbesuch anvertraut, Schülerliga gespielt – in der Volksschule. In der Köhlergasse (Wien-Währing) hatte der Schulwart ein Mädchen-Team gegründet, trainiert und in den Matches gecoacht. Später wandte sie sich Volleyball, Ballett und Reiten zu und noch später dem Schauspiel. Nach wie vor ist sie Fan von Sturm-Graz – auch schwarz-weiße Dressen, aber nicht deswegen. Wobei sie nur Männer-Matches schaut.

Sophie Berger spielte in Kindheit und Jugend Handball, sogar im Jugend-Nationalteam.

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Sport-Club Frauen

„Top Kick“, das jüngste Stück von Theater Jugendstil, hätte – wie jedes Produktion in den vergangenen Jahren – nach den Semesterferien in Niederösterreich zu touren begonnen. Aber, Lockdown – für die Kultur noch strenger als ohnehin auch schon für Schulen. Geplant sind reale Aufführungen für Juni, knapp vor den Semesterferien wurde einmal durchgespielt und mitgefilmt. Der Link zur Aufzeichnung wird den Schulen in Bruck/Leitha, wo zuerst gespielt werden sollte, zur Verfügung gestellt, samt umfangreichem Begleitmaterial mit Hintergrund-Infos und kurzen Antworten einiger Spielerinnen von Wiener Sport-Club Frauen.

In einem Heft von Wiener Sport-Club Frauen heißt es: „Unsere Fußballwelt erstrahlt in bunten, hellen Farben. Manche von uns leiben Männer, manche von uns lieben Frauen, aber alle lieben wir das Leben.
Sexismus, Rassismus, Homophobie, Bodyshaming, Mobbing oder sonstige Arten von Alltagsdiskriminierung zeigen wir schon beim Eingang die Rote Karte. Dafür lieben wir die Vielfalt, die Weltoffenheit, die Freiheit und den Frieden.

Bei uns und in unserem Stadion finden alle Menschen ihren Platz, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Identität, ihrer Hautfarbe, ihrer Kultur oder Religion.
Schließlich sind „alle Menschen gleich und frei an Würde und Rechten geboren“. (Letzteres stammt aus Artikel 1 der UNO-Menschenrechtskonvention).

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Top Kick
Theater Jugendstil
Autor: Raoul Biltgen
Regie: Paola Aguilera
Schauspiel:
Caro: Jasmin Shahali
Cora: Sophie Berger
Musik und Song-Text: Thorsten Drücker

Produktion – und Idee: Susanne Preißl und Sophie Berger

verein.jugendstil@gmx.at

jugendstil-theater.com -> Top Kick

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