Welttag der Tuberkulose: Auch in Österreich sterben Patienten
Der 24. März ist Welt-Tuberkulose-Tag. Im Jahr 1882 entdeckte der deutsche Mediziner Robert Koch (1843-1910) Mykobakterien, die noch heute für zahlreiche Todesfälle weltweit verantwortlich sind.Die Zahl der Tuberkuloseerkrankungen in Europa ist zwar rückläufig, doch Entwarnung wollen Gesundheitsexperten nicht geben. „Jede Stunde wird bei 30 Menschen in der europäischen Region die bakterielle Infektionskrankheit TBC diagnostiziert“, heißt es in einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU-Präventionsbehörde ECDC.
Todesfälle auch in Österreich
„Obwohl Tuberkulose eine uralte, vermeidbare und heilbare Krankheit ist, verursacht sie immer noch zu viel Leid und den Tod vieler Menschen in der EU und darüber hinaus“, sagt Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Einem Bericht zufolge sind 2017 in den 53 Ländern der Region 275.000 neue Diagnosen und Rückfälle registriert worden. 77.000 Menschen litten an schwer zu behandelnder multiresistenter TBC.
In Österreich sind im Vorjahr - mit Stand 21. März 2019 - 479 Tuberkulosefälle erfasst. Das sind 91 Fälle weniger als im Vergleichszeitraum 2017. Hierzulande kostet die Infektionskrankheit, die vor allem die Lunge betrifft, sich von da aus aber über die Blutbahn auch auf andere Organe im Körper ausbreiten kann, 15 bis 20 Patienten das Leben.
Wissen schützt:
Was passiert bei einer Infektion?
Tuberkulose wird durch eingeatmete Bakterien verursacht, das sogenannte Mykobakterium tuberculosis. Die Krankheit wird über die Luft übertragen, wenn Erkrankte die Bakterien etwa beim Husten ausstoßen. Sie kann sich ausgehend von der Lunge im Körper ausbreiten und zu lebensbedrohlichen Entzündungen, etwa der Hirnhaut führen. Die tuberkulöse Hirnhautentzündung bleibt zunächst oft unbemerkt, kann aber lebensbedrohlich werden. Die Bakterien befallen neben der Lunge auch das Lungenfell, die Knochen, den Darm, die Harnwege und die Haut. Das körpereigene Immunsystem kann die Erkrankung zwar stoppen – sind die Abwehrkräfte aber geschwächt, kann die Tuberkulose auch lange Zeit nach der Infektion aktiv werden.
Welche Symptome sind typisch?
Zunächst sind die Symptome unspezifisch: Betroffene fühlen sich schwach, abgeschlagen, haben keinen Appetit und verlieren an Gewicht. Jeder Zweite entwickelt Symptome an der Lunge, etwa Husten. Schreitet die Tuberkulose fort, kann es zu blutigem Husten kommen. Im Extremfall kann es zum Blutsturz kommen – einer plötzlichen starken Organblutung aus einer Körperöffnung. Allerdings bricht nur bei relativ wenigen Menschen, die mit dem Erreger infiziert sind, die Krankheit auch tatsächlich aus. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Ohne Behandlung sterben bis zu 70 Prozent der Erkrankten innerhalb von zehn Jahren an einer Lungentuberkulose.
Wie erfolgt die Therapie?
Zur Behandlung der Tuberkulose gibt es Antibiotika. Die Therapie erfolgt so lange, wie Erreger ausgeschieden werden. Normale TBC kann in einem halben Jahr mit großen Erfolgschancen geheilt werden. Mit zunehmenden Antibiotika-Resistenzen ist auch die Behandlung von Tuberkulose in Gefahr. Zur multiresistenten TBC kommt es, wenn eine Therapie gegen normale Tuberkulose unvollständig oder inkorrekt durchgeführt worden ist. Das lässt resistente Keime entstehen. Die Erkrankten werden so unempfindlich gegen die an sich gut wirkenden Standardarzneimittel. Sie können daraufhin auch diese kompliziertere Form der Infektionskrankheit durch die Luft direkt an andere Menschen übertragen. Bei multiresistenter TB ist die Behandlung ungleich schwieriger, länger und teurer: Die Patienten benötigen hoch-toxische Medikamente. In den ersten sechs Monaten brauchen sie täglich, schmerzhafte Injektionen, in weiteren eineinhalb Therapie-Jahren danach bis zu 20 Tabletten an einem Tag. Nebenwirkungen: Psychosen, Taubheit und ständige Übelkeit. Nicht einmal die Hälfte der Patienten wird erfolgreich geheilt.
Gibt es eine Impfung?
Ja. Allerdings wird die TBC-Impfung nur für wenige Personengruppen empfohlen, etwa medizinisches Personal oder Kleinkinder, allerdings nur, wenn die Ansteckungsgefahr besonders groß ist. Auch in Ländern mit hoher Infektionsrate wird die Impfung angeraten.
Wo ist Tuberkulose besonders häufig?
Rund 60 Prozent der an TBC-Erkrankten und Toten weltweit sind Männer. In absoluten Zahlen waren Südostasien und die westpazifischen Regionen im Jahr 2013 am stärksten betroffen - dort wurden 54 Prozent aller Fälle gezählt. Rund ein Viertel der Fälle gab es in Afrika. In Relation zur Bevölkerungsgröße waren dort aber die Raten der Erkrankungen und Toten am höchsten. Die WHO weist auf den Zusammenhang zwischen HIV-Infektionen und TBC-Erkrankungen hin. Von den 1,5 Millionen Menschen, die 2013 an Tuberkulose starben, waren mindestens 360.000 HIV-positiv.
EU-Ziel bis 2030
Anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tages 2019 definiert die EU-Präventionsbehörde ein klares Ziel: Die Krankheit soll bis 2030 in Europa ausgerottet sein.
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