Warum es nichts bringt, Schlafmangel am Wochenende auszugleichen
Der Job, die Kinder, der Haushalt, die neuen Netflix-Serie – den meisten Menschen gelingt es nicht, im Alltag ausreichend Schlaf zu bekommen. Statt der empfohlenen sieben Stunden sind es häufig nur fünf oder sechs, und der chronische Schlafmangel hat Folgen: Wir sind leicht reizbar und unkonzentriert, zudem steigt das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Zum Glück ist bald Wochenende und somit genügend Zeit, um das werktägliche Schlafdefizit und die dadurch entstandenen schädlichen Effekte auszugleichen. Aber funktioniert das überhaupt? Dieser Frage gingen Wissenschafter der University of Colorado in einer Studie auf den Grund, die nun im Fachjournal Current Biology veröffentlicht wurde. Und soviel vorweg: Das Wochenende kann nicht retten, was unter der Woche schlaftechnisch verabsäumt wurde. Eher im Gegenteil.
Jojo-Effekt
Für ihr Experiment steckten die Forscher 36 junge, gesunde Probanden in ein Schlaflabor und teilten sie in drei Gruppen: Die erste Gruppe durfte tagtäglich neun, die zweite nur fünf Stunden schlafen. Die dritte Gruppe folgte dem typischen Wochenrhythmus: Fünfmal hintereinander fünf Stunden Schlaf, dann zwei Tage beliebig lange ausschlafen. Davor und danach wurden Körpergewicht, Kalorienzufuhr, Insulinsensibilität und der Spiegel des Schlafhormons Melatonin kontrolliert.
Das Ergebnis überrascht: Der ausgiebige Wochenendschlaf brachte nicht automatisch gesundheitliche Vorteile. Teilnehmer der zwei Gruppen mit dem eingeschränkten Schlaf snackten abends und nachts mehr, nahmen zu und hatten am Ende des Versuchs eine geringere Insulinsensibilität. Bei den Wochenendschläfern kam es an diesen beiden Tagen zwar zu geringfügigen Verbesserungen; sobald der Werktagsrhythmus wieder einsetzte, waren diese aber wieder verschwunden. Teilweise waren die Werte in dieser Gruppe nach dem Wochenende sogar schlechter als bei den Dauer-Kurzschläfern. Fazit: Ausschlafen am Wochenende hat keine Vorteile für den Stoffwechsel, solange der Schlaf unter der Woche zu kurz kommt.
„Es ist wie ein Jojo-Effekt“, schlussfolgert Studienautor Kenneth Wright. „Am Wochenende verändern wir unsere Essenszeiten und unsere innere Uhr und kehren dann montags zum alten Schlafmangel-Rhythmus zurück – das ist extrem störend.“ Vielen Probanden fiel es zudem schwer, Schlaf am Wochenende auszugleichen, weil sich ihr Rhythmus Sonntagabend wieder umstellte und sie spät einschliefen.
Die Empfehlung der Forscher lautet daher: Wer seiner Gesundheit Gutes tun will, sollte jede Nacht sieben Stunden schlafen – nicht nur samstags und sonntags.
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