"Schuppenflechte": Den meisten Patienten kann gut geholfen werden

Die Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Haut und teilweise auch der Gelenke.
Mit modernen Therapien können die meisten Patienten fast oder sogar komplett symptomfrei werden.

Wie es heute gelingt, mit einer abgestuften Therapie bei 90 bis 100 Prozent der Patienten die Symptome so stark zu reduzieren, dass die meisten Betroffenen fast oder sogar komplett symptomfrei werden, erläutert Doz. Dr. Paul Sator, Oberarzt der Dermatologischen Abteilung im Krankenhaus Hietzing in Wien.

"Schuppenflechte": Den meisten Patienten kann gut geholfen werden

Hautarzt Doz. Dr. Paul Sator vom Krankenhaus Hietzing in Wien.

KURIER: Ist PsoriasisSchuppenflechte – eine reine Hauterkrankung?

Paul Sator: Früher hat man das geglaubt. Heute weiß man, dass Psoriasis (vom  Griechischen „psao“, kratzen)  eine chronisch-entzündliche und in Schüben verlaufende Erkrankung ist und den gesamten Körper betrifft. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung – das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an.  Hauptsymptom ist die starke Bildung von Hautschuppen an den Streckseiten der Arme und Beine – Ellbogen und Knie – sowie an der Kopfhaut. Die Hautzellen reifen nur fünf statt 28 Tage und werden danach abgestoßen. Der Entzündungsprozess betrifft den gesamten Körper.  Bei 30 Prozent der Patienten kommt es auch zu einer Gelenksentzündung, der Psoriasisarthritis. Unbehandelt erhöht Psoriasis u. a. das Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten, Krebs, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder auch Depressionen – letzteres  nicht nur als psychische Reaktion auf die Erkrankung, sondern auch direkt durch die Entzündungsprozesse.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Rund zwei bis drei Prozent der Bevölkerung, also bis zu 260.000 Menschen. Der Haupttyp (Typ1,  80 % aller Erkrankungen ) hat eine starke genetische – erbliche – Komponente mit einer familiären Häufung und tritt vor dem 40. Lebensjahr auf. Die Krankheitsverläufe sind schwerer. Typ 2 kommt bei Menschen über 40 vor und verläuft milder. Ist eine genetische Neigung vorhanden, können u. a. Virusinfektionen, Stress oder  Medikamente (z. B. Betablocker) die Erkrankung auslösen.


Wie stark belastet Psoriasis Betroffene?

Enorm. Die psychische Belastung ist vergleichbar mit jener bei einer Krebserkrankung. Viele Patienten schämen sich für ihr Aussehen, ziehen sich zurück, fühlen sich unsicher. Die Erkrankung ist aber nicht ansteckend und auch kein Zeichen mangelnder Körperpflege. Eine neue Umfrage* ergab, dass ein knappes Fünftel der Patienten nicht mehr zum Arzt geht, weil sie von den bisherigen altbekannten Therapien frustriert sind. Dabei gibt es mittlerweile viele neue hochwirksame Medikamente.

Wann werden diese eingesetzt?

Die Psoriasistherapie ist eine Stufentherapie: Basistherapie sind immer rückfettende, pflegende Cremen. Bei leichten Formen genügen oft Vitamin-D- oder kortisonhaltige Cremen. Als nächste Stufe gibt es verschiedene Formen der Lichttherapie mit UVA- und UVB-Licht, teilweise in Kombination mit Medikamenten, die die Haut lichtempfindlicher machen (PUVA-Therapie). Und wir setzen altbewährte, antientzündliche Wirkstoffe wie Methotrexat ein.

Zeigt das alles keinen ausreichenden Effekt verschreiben wir eines der Biologika. Diese blockieren gezielt Entzündungsbotenstoffe. Man kann sie selbst im Abstand von zwei Wochen bis drei Monaten – je nach Präparat – ins Unterhautfettgewebe injizieren.  Damit können die Symptome um 90 bis 100 Prozent reduziert und die meisten Patienten  fast oder sogar komplett symptomfrei werden.  Wurden zuvor chronische Infektionen (z. B. latente TBC, Hepatitis) ausgeschlossen, sind die Therapien sehr sicher.

Dr. Paul  Sator am Telefon ( 01 / 526 57 60): Do., 24. 10., 15-16 Uhr;

eMail: gesundheitscoach@kurier.at

* Die Online-Umfrage (500 Personen, zwei Drittel Patienten, ein Drittel Angehörige) wurde von der Firma Abbvie und der Patientenorganisation PSO Austria initiiert.

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