Rheumatoide Arthritis: 80 Prozent können ein normales Leben führen

Rheumatoide Arthritis: 80 Prozent können ein normales Leben führen
Dank moderner Therapien verursacht die Krankheit bei immer weniger Menschen dauerhafte Schäden.

Vor 30 Jahren hat noch jeder zweite Betroffene unter schweren Schüben gelitten - oft mit der Folge dauerhafter Schäden. Heute passiert das dank moderner Therapien nur noch bei jedem fünften Patient, zeigt ein aktuelles Review zum Stand der Erkrankung im Fachjournal „JAMA“, an dem auch Forscher der MedUni Wien beteiligt waren.

Zu den Erfolgen haben einerseits vor allem innovative Techniken beigetragen, um die Erkrankung zu messen, und andererseits neue verfügbare Medikamente sowie ein verbessertes Management der Rheumatoiden Arthritis. "So wie sich die HIV-Erkrankung durch neue Medikamente von einer todbringenden zu einer chronischen Erkrankung gewandelt hat, so ist auch die rheumatoide Arthritis durch neue Therapien eine Erkrankung geworden, die zwar chronisch bleibt, aber keinen dauerhaften Schaden mehr verursacht und praktisch kaum jemanden mehr in den Rollstuhl bringt“, erklärt Rheuma-Experte Daniel von der Universitätsklinik für Innere Medizin III.

Aktivität rechtzeitig verringern

Ziel bei der rheumatoiden Arthritis ist es, binnen drei Monaten die Aktivität der Erkrankung um mehr als 50 Prozent zu verringern, und binnen sechs Monaten einen Zustand ohne Gelenkschmerzen und -schwellung zu erreichen. Eine ganz wichtige Rolle spielt die personalisierte Medizin - oder auch Präzisionsmedizin. Das bedeutet: Für jeden Patienten bzw. jede Patientin kann noch präziser als bisher festgestellt werden, welche Therapie am besten und am schnellsten wirkt, und welche weniger geeignet ist. Neue Medikamente, die im Gegensatz zu den breit eingesetzten Biologika als Tabletten eingenommen werden, so genannte „small molecules“, sind attraktive Optionen geworden - vor allem aus Patientensicht. Diese Therapien wurden der „Präzisionsmedizin“ entsprechend maßgeschneidert auf die Hemmung bestimmter Moleküle innerhalb einer Zelle hin synthetisiert.

Damit steigen die Alternativen für die behandelnden Mediziner: „Der Korb an Medikamenten, egal ob Biologika oder Small Molecules, der uns heutzutage zur Verfügung steht, ist sehr viel größer als etwa vor zehn Jahren“ betont Aletaha. „Damit können wir immer besser abschätzen, welche Therapie sinnvoll ist, wenn die Standardmethode nicht mehr wirkt - und das im besten Fall personalisiert.“ Standardmäßig startet man die Behandlung der Rheumatoiden Arthritis mit der Gabe von Methotrexat. Kommt es zu Durchbrüchen der Erkrankung unter Therapie, muss das Behandlungsmanagement überdacht werden.

International guter Ruf

„Dass wir, nachdem wir auch schon 2016 im Lancet ein Review verfassen durften, wieder zu einer Zusammenfassung des aktuellen Stands der Erkrankung eingeladen wurden, unterstreicht, wie exzellent der Ruf der MedUni Wien auch international in Sachen Rheuma ist", sagt Aletaha. Klinikleiter Josef Smolen, der mit Oktober emeritierte, gehört seit Jahren zu den am meisten zitierten Rheumatologen weltweit und Daniel Aletaha gehört zu den am meisten zitierten Rheumatologen der nächsten Generation. “Wir wissen sehr gut, wie die rheumatoide Arthritis funktioniert, wie man sie rasch diagnostiziert, evaluiert und optimal behandelt“, ergänzt Aletaha.

Über die Rheumatoide Arthritis

Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die überwiegend Frauen (etwa zwei Drittel der Betroffenen) betrifft und am häufigsten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren diagnostiziert wird. Etwa ein halbes Prozent der Bevölkerung weltweit ist davon betroffen. Dabei kommt es zu Entzündungen in den Gelenken. Schwellungen und eine Funktionseinschränkung sind die Folge. Unbehandelt führt das zu einer zunehmenden Zerstörung der Gelenke einschließlich des gelenknahen Knochens mit der Folge von Fehlstellungen, Verformungen und zunehmender permanenter Behinderung.

 

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