Neurodermitis: Welche Therapien wirklich helfen

Neurodermitis: Welche Therapien wirklich helfen
In einem neuen Expertenpapier wird ein abgestuftes Vorgehen empfohlen.

Beatrix Volc-Platzer ist die ehemalige Leiterin der Dermatologischen Abteilung im Donauspital in Wien und Leiterin der Arbeitsgruppe Pädiatrische Dermatologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie.

Wie häufig ist Neurodermitis?

Rund 20 Prozent aller Kinder im ersten Lebensjahr sind von Neurodermitis, einer chronisch entzündlichen Hauterkrankung, betroffen. Bei rund zwei Drittel der Fälle kommt es noch im Vorschulalter zu einer spontanen Besserung, von den Erwachsenen sind nur einige Prozent erkrankt.

Neurodermitis: Welche Therapien wirklich helfen

Beatrix Volc-Platzer ist die ehemalige Leiterin der Dermatologischen Abteilung im Donauspital in Wien.

Welche Auslöser sind bekannt?

Der wichtigste Faktor ist Vererbung, aber auch Allergien (vor allem auf Pollen und damit zusammenhängende Kreuzallergien auf Nahrungsmittel wie etwa Äpfel oder Nüsse), Stress, Infektionen und hohe (Raum-)temperaturen können einen Schub auslösen. Oft lässt sich aber auch kein Faktor finden. Wichtig ist, Eltern zu vermitteln, dass sie keine Schuld tragen. Eltern haben nichts falsch gemacht, wenn ihr Kind Neurodermitis entwickelt.

Wie sieht der Stand der Therapie aus?

Haut- und Kinderfachärzte haben dazu ein neues Expertenstatement zusammengestellt. Das Wichtigste ist die Basistherapie, die tägliche medizinische Pflege der Haut mit rückfettenden und rückfeuchtenden Cremen. Sie kann viel dazu beitragen, dass man kein Cortison verwenden muss. Man muss aber spezielle Cremen verwenden, die individuell auf den Hautzustand und auf die Jahreszeit abgestimmt sind – im Winter sollten sie fetthältiger sein. Eine konsequente Basispflege kann die Häufigkeit entzündlicher Schübe reduzieren und Juckreiz stark lindern. Auch kontrollierte Bestrahlung mit UVA- und UVB-Strahlen hilft vielen.

Was tut man bei einem Schub?

Bei einer akuten Entzündung sind cortisonhältige Salben Mittel der ersten Wahl, weil sie am Besten die Entzündung und den damit verbundenen Juckreiz unterbinden. Man muss aber so solange behandeln, bis keine Symptome mehr vorhanden sind – und eine gewisse Zeit darüber hinaus. Gleichzeitig muss der Zeitraum aber auf einige Wochen begrenzt sein. Bei dieser kontrollierten Anwendung sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Schlecht ist es, einige Tage zu cremen, aufzuhören, wieder anzufangen, wieder aufzuhören.

Und bei Kleinkindern?

In den ersten zwei Lebensjahren soll man keine cortisonhaltigen Cremen im Gesicht und in den Achsel- und Gelenksbeugen verwenden. Eine Alternative sind sogenannte Calcineurin-Inhibitoren, die ebenfalls entzündungshemmend wirken. Sie eignen sich auch generell für eine langfristige Behandlung.

Und wenn lokale Behandlung nicht reicht?

Dann können bei schweren Verläufen phasenweise Medikamente eingesetzt werden, die das Immunsystem dämpfen – etwa Cyclosporin A, das auch für Kinder zugelassen ist. Seit 2017 gibt es ein neues Medikament: Ein Antikörper, der direkt in den Entzündungsprozess eingreift. Positive Effekte haben auch Neurodermitis-Schulungen (www.neurodermitis-schulung.at), die von Haut- und Kinderärzten, Psychologen und Ernährungsfachleuten durchgeführt werden. Mit Ausnahme von Kärnten übernehmen die Krankenkassen leider noch nicht die Kosten.

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