Nasennebenhöhlen: Wenn die Beschwerden chronisch werden
Claudia Lill ist Fachärztin für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, stellvertretende Leiterin des Instituts für Kopf- und Halserkrankungen im Evangelischen Krankenhaus Wien.
Wie häufig sind Probleme mit Nebenhöhlen?
Mehr als jeder Zehnte hat regelmäßig Probleme mit einer Behinderung der Nasenatmung, Schleimfluss und Kopfschmerz. Als Folge einer virusbedingten Erkältung kommt es zunächst häufig zu einer akuten, viralen Sinusitis, einer Entzündung der Nebenhöhlen. Aus dieser kann sich durch die Besiedelung mit Bakterien dann eine eitrige Entzündung entwickeln.
Wie behandelt man eine akute Entzündung?
Mit einer möglichst raschen, aber zeitlich begrenzten lokalen Therapie mit abschwellenden Nasentropfen bzw. Schmerzmittel gegen den Kopfschmerz. Zusätzlich können anti-virale Nasensprays mit Rotalgenextrakt angewendet werden.
Wann wird es chronisch?
Je stärker die Nasenschleimhaut durch eine Entzündung geschädigt wird, umso eher kann dies zu einem chronischen Verlauf führen. Die Schleimhautzellen produzieren einen permanenten Sekretfilm, in dem sich eingeatmeter Staub sowie Feinstaub (z.B. Zigarettenrauch), aber auch Keime verfangen. Normalerweise werden diese durch hochbewegliche Flimmerhärchen an den Schleimhautzellen abtransportiert. Eine entzündete, angeschwollene Schleimhaut produziert aber so viel Sekret, dass sie den Sekretfilm aus den Nasennebenhöhlen nicht mehr herausbefördern kann.
Das bildet einen idealen Nährboden für diverse Erreger, die oft eine monatelange Entzündung auslösen. Auch ein geschwächtes Immunsystem oder eine Allergie können eine langfristige Entzündung verursachen. Zu große Nasenmuscheln oder eine schiefe Nasenscheidewand können ebenfalls Auslöser oder Verstärker einer chronischen Belüftungsstörung sein.
Wie wird eine chronische Entzündung therapiert?
Zur ausreichenden Belüftung der Nasennebenhöhlen sollte eine zeitlich begrenzte, entzündungshemmende, abschwellende Medikamententherapie durchgeführt werden – sowohl lokal als auch systemisch (mit Tabletten, Anm.). Mittlerweile gibt es auch leichte, gut verträgliche Cortison-Sprays, die ausschließlich in den Nasenhöhlen wirken. Auch Kochsalz-, Meersalz- und Thymiantee-Inhalationen empfinden viele als wohltuend und schmerzlindernd.
Wenn alles nicht hilft?
Bleiben sämtliche Maßnahmen ohne nachhaltigen Erfolg bzw. liegt ein mechanisches Hindernis wie ein Polyp (Schleimhautwucherung, Anm.) oder eine verkrümmte Nasenscheidewand vor, bleibt als letzte Maßnahme ein operativer Eingriff. Dabei werden mit mittlerweile sehr schonenden Methoden knöcherne oder bindegewebsartige Hindernisse aus den Nasengängen entfernt.
Dr. Claudia Lill am Tel. (01/526 57 60): Mi., 5. 12., 12.00 bis 13.00 Uhr. eMail: gesundheitscoach@kurier.at
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