Migräne oft spät diagnostiziert und zu wenig behandelt

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Spezifische Migräne-Medikamente werden zu selten verabreicht, sagen Schmerzexperten.

Migräne ist weit verbreitet und beeinträchtigt die Lebensqualität von Betroffenen erheblich. Doch bei zu wenigen Betroffenen werde die Krankheit richtig diagnostiziert und adäquat behandelt, meinte Christian Lampl, Vizepräsident der Europäischen Kopfschmerzgesellschaft. Die Verschreibung spezifischer Medikation zur Prävention und Akutbehandlung sei unzureichend.

Wird unterschätzt

"Die Beschwerden führen zu vielerlei Einschränkungen, sozialem Rückzug und Problemen am Arbeitsplatz. Trotzdem wird diese Krankheit unterschätzt und häufig vernachlässigt", kritisierte Lampl am Montag in einer Aussendung anlässlich der 18. Österreichischen Schmerzwochen. Zu wenige Migräne-Patienten finden den Weg zum praktischen Arzt, wie im Sommer des vergangenen Jahres eine Eurolight-Studie ergab, bei der 9.250 Menschen aus zehn europäischen Ländern befragt worden waren. "Umgekehrt gehen zu viele zu Fachärzten, obwohl dies nur in schweren Fällen nötig wäre", meinte Studien-Mitautor Lampl.

Migräne oft spät diagnostiziert und zu wenig behandelt

Präventive Medikamente kaum verbreitet

"Mit migränespezifischer Medikation schaut es generell schlecht aus, selbst bei jenen Betroffenen, die in Behandlung sind", so Lampls Fazit. Insgesamt wurde bei fast 38 Prozent der Befragten Migräne diagnostiziert. Ein Drittel war regelmäßig von Migräne betroffen, an mehr als fünf Tagen pro Monat. In Österreich waren es sogar über 40 Prozent. "Diese Patientengruppe würde von medikamentöser Prävention profitieren", meinte Lampl. Mit präventiven Medikamenten wurden insgesamt nur zwischen 1,6 und 6,4 Prozent der Betroffenen versorgt, in Österreich erhielten 6,6 Prozent der Patienten, die mindestens fünf Migränetage pro Monat haben, eine prophylaktische Behandlung.

Nur eine Minderheit der Migränepatienten - je nach Land zwischen 9,5 und 18 Prozent - hatten bereits einen Allgemeinmediziner konsultiert und ein noch kleinerer Anteil sei angemessen behandelt worden. In Österreich erhielten dort 14,1 Prozent der befragten Migränepatienten Triptane zur Akutbehandlung.

Versorgung nicht immer gegeben

Den Weg zum Facharzt fanden in Österreich 17,5 Prozent aller Studienteilnehmer (insgesamt zwischen 3,1 und 33,8 Prozent). Diese Patienten erhielten die beste Akut- und Präventivversorgung. Eine ärztliche Behandlung sei jedoch keine Garantie für optimale Versorgung, hieß es in der Aussendung: Denn laut Studie erhielten nur 51,3 Prozent der infrage kommenden Patienten Triptane zur Akutbehandlung bei Fachärzten, und 35,9 Prozent der Patienten, wenn sie Allgemeinmediziner konsultierten. Eine Verbesserung der Situation von Migränepatienten beginne mit gezielten Schulungen von Gesundheitsdienstleistern sowie Patienten, meinte Lampl. Betroffene benötigen eine abgestufte und koordinierte Versorgung, die von Hausärzten über niedergelassene Neurologen bis hin zu einer ausreichenden Zahl spezialisierter Zentren reiche.

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